6.01.2012, seit vier Tagen lassen wir es uns wieder am
Langano See gut gehen. Der African Vacation Club in dem wir hier logieren ist
nur zu empfehlen. Wir haben hier einen Family Room für uns. Das ist eine
Rundhütte in der Grösse einer Wohnung mit zwei Schlafzimmern, einer Küche, einem
grossem Wohnzimmer; mit Terrasse und insgesamt 6 Schlafplätzen. Es fühlt sich
schon fast wie ein daheim an, wobei wir die Küche nur zum mixen von Gin Tonics
benutzen – alles andere gibt es an der Bar/im Restaurant. Die Dusche war die
ersten Tage nicht benutzbar, da das Wasser mit Elektrizität versetzt war. Dani
hat es heroisch jedes Mal getestet, wenn der Elektriker da war. Wusstet Ihr,
dass FlipFlops als Isolierung ausreichend sind? Wir wissen es jetzt – und der
Elektriker auch ;o) Inzwischen wurde der Boiler komplett ausgewechselt – so
dass wir wenigstens noch an unseren letzten beiden Tagen duschen können, ohne
dass einem die Haare zu Berge stehen. Allerdings hat es mich einiges an
Überwindung gekostet, dem ganzen zu trauen und es wirklich nochmal
auszuprobieren. Dabei habe ich es nur am Wasserhahn, beim Zähne putzen, zu
spüren bekommen. Dank dem See war es aber auch nicht allzu schlimm, dass wir
nicht Duschen konnten – Das Seewasser wird im Reiseführer als „seifig“
beschrieben. Entsprechend „weich“ ist die Haut, wenn man raus kommt ;)
Wir sind eben in Äthiopien, die Standards sind nicht
unbedingt das, was wir von zu Hause kennen. Aber schlimm ist es nicht und schön
ist es trotzdem!
Alles in allem waren es also vier Tage Strandurlaub an einem
wunderschönen, wenn auch braunem See (die braune Färbung kommt anscheinend vom
Sulfat, entsprechend wahrscheinlich auch das „seifige“). Ausruhen, ankommen,
chillen, sonnen (klassisch mit mittelstarkem Sonnenbrand), … Die ruhig-langsame
Lebensweise wurde hilfsbereit von Kellnern unterstützt, die lange brauchen um
zu verstehen, dass man gerne etwas bestellen möchte und dann geflissentlich
nach der ersten Ordner losgehen, um sie auszuführen – ohne die Bestellungen der
anderen drei am Tisch Sitzenden aufzunehmen. Damit es einem nicht langweilig
wird, sieht ein Gericht an verschiedenen Tagen anders aus, so dass man jeden
Tag das Gleiche bestellen kann und es doch stets eine Überraschung bleibt. PS:
der Beefsalat ist nicht zu empfehlen, ausser man kaut gerne lange. Alles in
allem ist das Essen hier nicht herausragend, aber zumindest ok und entsprechend
der allgemeinen Urlaubsdefinition, lagen wir nun fast jeden Abend im Dinner-Koma
(mit reichlich Bier bereichert – oder eben Gintonic).
Morgen geht es in Richtung Bale Mountains zum Trekking. Je
nachdem welchen Teil davon wir besuchen (es gibt zwei Trekking Möglichkeiten),
kann es des Nachts richtig kalt werden. Wie wir da genau nächtigen und wie das
Essen wird wissen wir noch nicht, da es hier im Allgemeinen recht schwierig ist
an gute Informationen zu kommen. Aber nach 5 Tagen gut essen (und gerade jetzt,
da ich im Dinner-Koma diesen Text schreibe), ist die Aussicht auf einige Tage
weniger Essen gar nicht mal so ungut. ;)
In den Bale Mountains bleiben wir voraussichtlich bis zum
19ten, um dann am 20ten wieder in Addis aufzuschlagen. Von dort aus geht es am
23ten weiter nach Djibouti – eine Ausreise, die aufgrund des Ablaufs von Danis
Visum nötig ist. Kurz nach meinem Geburtstag (ca am 6ten) werden wir wieder in
Addis sein um mit Besuch aus der Schweiz wieder einige Zeit durch Äthiopien zu
tingeln. Abhängig davon, welche Art von Visum Dani bei der (wieder-)Einreise
bekommt, werden wir dann unsere weitere Planung definieren.
Im Moment sind wir mit zwei schweizer NGO-Workern (NGO = non
government organisation) unterwegs. Gaby verlässt uns morgen, um wieder nach
Addis zu fahren, während wir mit Johni zum Trekking fahren. Unterwegs wird
Elias zu uns stossen, Dani‘s Zivi-Nachfolger im Rollstuhlprojekt. Alles in
allem bin ich hier also quasi ständig von Schweizern umgeben.
Neben meinen Schweizerdeutsch-Kenntnissen machen aber auch
meine afrikanischen Sprachkenntnisse Fortschritte. Allerdings bremse ich mich
selbst dabei ein bisschen aus, da ich von Amharisch auf Oromo umgestiegen bin.
Amharisch wird hauptsächlich in Addis Abeba und nördlich davon gesprochen,
während Oromo um Addis herum, bis hinunter nach Kenya gesprochen wird. Da Kenya
auch als „Vielleicht/Wahrscheinlich“ auf unserer Weiterreiseplanung steht, ist
Oromo eben auch praktisch. Ausserdem kann Dani inzwischen genügend Amharisch,
um uns durch das Chaos hier zu führen. Insofern ist es nicht unbedingt nötig,
dass ich das auch noch lerne ;) ..
Damit Euch meine Ausführungen nicht zu trocken erscheinen
hier ein paar Auszüge:
Amharic:
Stirn heisst Ginbar – sehr einfach zu merken, wenn man
bedenkt, wie oft unsere Stirne (ist das die Mehrzahl von Stirn?!) bereits
aufgrund von Gin gerne auf der Bar zu liegen gekommen wären.. ^^
Danke heisst Amasäggänalhu oder so ähnlich. Ich habe einige
Tage gebraucht bis ich das aussprechen und mir auch noch merken konnte.
Inzwischen kommt es schon automatisch, was blöd ist, wenn ich es eigentlich gerne
auf Oromo sagen würde, da heisst es „Galatomaa“.
Auch sehr wichtig ist „tschikkr yellem“ – kein Problem.
Ungefähr so oft und gerne verwendet wie „Ischschi“ – OK! Je nach Region auch
wie eine Mischung aus Uschschi, Üschschi und Ischschi ausgesprochen. Es ist
nicht ganz einfach die Aussprache zu erklären, aber es hilft, wenn man den
ersten Buchstaben einfach möglichst undeutlich spricht ;)
Das Schöne am Oromo ist, dass es wenig Ferentschis
(Ausländer) gibt, die sich die Mühe machen, etwas davon zu lernen und wir
entsprechend schon bei einigen Barkeepern schon leichte Kicheranfälle ausgelöst
haben, weil wir uns eben mit Galatomaa statt mit Thank you bedankt haben.
Andererseits haben Oromo und Amharisch eine Sache gemeinsam: Spricht man die
Worte ansatzweise falsch aus, versteht einen keiner. Wahrscheinlich liegt das
wiederum daran, dass die wenigsten hier selbst Fremdsprachen lernen und wenig
Ferentschis versuchen die Sprache zu
lernen. Dadurch ist das Gefühl für sprachliche Neulinge nicht vorhanden. Aber
irgendwie ging es bisher dennoch immer und zur Not probiert man halt, bis es
klappt. Immerhin hat man hier ja Zeit.
A propos Zeit haben: Arbeitskraft ist hier unheimlich
billig, während Material, also beispielsweise Geräte, oftmals sehr teuer sind.
So wird der Rasen hier in der Lodge grösstenteils mit grossen Scheren PER HAND
gemäht. Da sitzen dann auf 10qm Rasen drei Leute und schnippeln ihn schön kurz.
Am Abend verbringen sie dann wieder Stunden damit den Strand zu rechen und die
zusammen gerechten Haufen zu sieben.
Heute Morgen sind Dani und ich zwecks Sonnenaufgang noch im
Dunkeln aus den Federn. Phototechnisch hat es sich sehr gelohnt, aber es war
enorm kalt. Selbst mit zwei Pullovern wurde mir nicht warm und der Torguard war
auch nicht unbedingt glücklich, dass wir ihn geweckt haben. Aber es war
unheimlich schön zu beobachten, wie die Dämmerung langsam die Sterne vertreibt,
der Himmel dann von schwarz zu grau auf blau wechselt um dann in Richtung
gelb-orange zu changieren. Bis dann die Sonne hinter den Bergen durchbrach und
alles in hellstes hellblau tauchte. Durch die Spiegelung des Himmels wirkte der
See für einige Zeit blau, was, zugegeben, wesentlich schöner ist als die
normale Braunfärbung. Alles in allem war es, trotz Kälte („birtnau“ = es ist kalt,
amharic), eine wunderschöne Stunde, mit dem Sahnehäubchen der Tatsache, dass
wir die ersten beim Frühstück waren und uns dadurch zum ersten Mal noch alles
am Buffet zur Auswahl stand. Von Scrambled Eggs über Baked Beans, Pancakes und
MiniDonuts. Wobei letztere sehr zäh waren. Bis heute morgen war mir nicht
bewusst, dass Teigwaren zäh sein können..
However, zurück zum Zeit-haben: Die Sonne ging ein bisschen
zu früh auf, daher mussten wir noch ein bisschen aufs Frühstück warten. Und
obwohl das Personal es eindeutig nicht gewohnt ist, so früh Ferentschis an der
Bar zu haben, wurde uns nach einigem Warten (wie gesagt, sie unterstützen einen
sehr hilfsbereit beim erlernen der Langsamkeit des Seins) bekamen wir einen
Macchiato, bei dessen Genuss wir uns das Personaltreiben in aller Ruhe ansehen
konnten: Etwa 30 (!) Angestellte befanden sich in unserem Sichtrahmen. Von
Bodenkratzer und Bohnerwachsverteiler, über Fenster- und Barputzer, bis hin zu
Garten- und Poolpfleger. Am kuriosesten erschien mir der Mann, der Papiertüten
in das Weinrebendach hängte. Wir haben bisher nicht rausgefunden, wozu das
getan wird, aber es scheint, dass sie sie Abends wieder abhängen, um sie
Morgens wieder rein zu hängen. Die Tüten sind nach unten offen, aber es hängen
nicht um alle Trauben solche Tüten, was unserer ersten Theorie des
gegen-Vögel-schützen wiederspricht.
30 Leute, die allein um die Bar herum am Arbeiten waren,
erschien uns relativ viel. Ernsthaft, wir sind uns nicht mal sicher, ob die
Lodge überhaupt so viele Gäste hat. Aber es scheint hier wirklich normal zu
sein.
Nach dem Frühstück sind wir übrigens nochmal schlafen
gegangen. Um dann gegen eins aufzustehen, an den Strand zu gehen und… genau!
Noch ein bisschen auszuruhen ;) Immerhin ist morgen die Ruhe wieder vorbei. Im
Austausch gegen Trekking, kalte Nächte, wenig Essen und vor allem Busfahrten,
die an sich schon fast ein Abenteuer sind.
Das DinnerKoma greift gerade um sich und meine schweizer
Freunde verschwinden gen Schlafgemach. Entsprechend verlasse ich Euch kurz, um
in einigen Tagen einen Bericht über das Trekking anzufügen und vielleicht auch
die Sache mit dem Busfahren in Äthiopen genauer zu erläutern - und das Ganze
dann bei der Rückkehr nach Addis ins Netz zu laden – in der Hoffnung, dass ich
dann auch wieder Zugriff auf meinen Blog habe.
Gute Nacht allerseits. Ich hoffe das Jahr hat für alle gut
und vielversprechend begonnen! Alles Liebe vom Langano See.
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