Dienstag, 31. Januar 2012

Alles im Fluss – Teil 2


Alles im Fluss – Teil 2
29. Januar 2012, Sonntag

Nach vorne schauen. Sich auf das Unbekannte freuen.
Nicht, indem man verzweifelt versucht die Dunklen Flecken möglichst früh zu sehen, zu verstehen, eine Definition zu finden und darauf reagieren zu können. Viel mehr insofern, dass man es einfach auf sich zukommen lässt und es erst dann richtig beachtet, wenn es da ist. Eben alles genau dann, wenn man davor steht. Wenn es das ist, was das „Jetzt“ ausmacht. Denn wie sonst kann ich mich auf den Moment konzentrieren? Wie soll ich die Gegenwart nutzen, wenn ich ständig versuche die Dinge die da kommen zu erkennen? Wie sonst kann man die einzige Zeit, die „ist“ richtig geniessen?
Gestern ist vorbei, Morgen noch lange nicht da.. Genau jetzt. Dieser Moment. Auf der Terrasse in Tadjoura,Djibouti. Mit meinem Freund, nebenan im Zimmer, schlafend. Genau das ist es, was jetzt gerade mein Leben ausmacht. Die Fahrt heute Morgen hierher ist bereits Geschichte. Mein Kopf braucht sich nicht mehr damit zu beschäftigen, wo wir heute Abend schlafen. Und zu überlegen, was der morgige Tag bringt, macht auch keinen Sinn – denn der ist noch gar nicht da. Vielleicht später, beim Abendessen, können wir darüber diskutieren. Fragen, was es für Möglichkeiten gibt. Schauen, worauf wir Lust haben. Aber jetzt, im Jetzt, macht es keinen Sinn darüber nachzudenken. Diesen einen Moment kann ich genau so gestalten, wie ich es möchte. Und den danach, der dann das Jetzt ist auch. Verwirrend. Aber eigentlich so einfach. Ich habe mich hier hingesetzt, weil ich Lust dazu hatte. Weil es das ist, was mir diesen Moment am schönsten ausfüllt. Und der Moment danach? Was mache ich, wenn mir nichts mehr zu schreiben einfällt? … Darüber mache ich mir keine Gedanken. Denn momentan fällt mir noch etwas ein. Und solange dies der Fall ist, bin ich beschäftigt. Mit dem, was den Moment am schönsten ausfüllt ;) .. Also mache ich mir erst Gedanken darüber, was ich tue, wenn ich nichts mehr zu Schreiben weiss – wenn ich auch nichts mehr zu Schreiben weiss.

Denn ich habe festgestellt, dass ich gar nicht der Typ bin, der dem Fluss entgegen schaut. Ich bin nicht der Mensch, der sich entscheidet, ob er nach links oder rechts schaut, wenn er am Fluss steht. Im Sinne meines Seins bin ich ein Mensch, der mit einem Boot (oder Schwimmring, aber dann friert der Hintern so schnell) AUF dem Fluss ist. Der sich von ihm treiben lässt. Den Moment geniesst und einfach schaut, wo der Fluss ihn hintreibt und was unterwegs so alles zu sehen ist. Vielleicht steig ich auch ab und an mal aus, um mir die Gegend genauer anzusehen. Aber im Prinzip ist das treiben lassen und geniessen doch das, was ich am meisten geniesse. (So wie jetzt, in diesem Moment, wo wir an einem Ort sind, an den wir heute Morgen gar nicht fahren wollten, in einem Hotel, in das wir heute Mittag gar nicht zur Übernachtung wollten – und das uns nun gerade unheimlich gut gefällt.)

Und wenn ich zwischen den Sätzen den Blick schweifen lasse und die Geräusche der Brandung in mein Bewusstsein kriechen lasse, muss ich noch dazu sagen, dass der Fluss auch gar nicht Hundertprozent meins ist. Ich mag Flüsse. Keine Frage. Am Rhein aufgewachsen und seit einem Jahr nun schon grosser Fan der Aare, will ich gar nicht schlecht gegen Flüsse reden. (Schreiben)
Aber das Meer… Ich kann an einem Fluss entlanglaufen. Und ich finde es schön. Aber ich komme ans Meer und, egal wie kalt es ist, es drängt mich, zieht mich es zu berühren. Meine Füsse geben stumme Schreie von sich, um mir mitzuteilen, dass sie dieses Wasser UNBEDINGT berühren müssen. Und es geschieht unheimlich selten, dass ich ihnen diesen Wunsch entsage. Meistens gebe ich nach, bevor noch der erste stumme Schrei verklungen ist, bevor ich ihn überhaupt in mir vernommen habe. Und sind die Füsse erstmal mit dem Meerwasser im stummen Gespräch versunken, beginnen die Waden ihr Flehen. Dicht gefolgt von den Knien, Oberschenkeln, …

Das Meer. Endloses sich treiben lassen können. Keine vorgegebene Richtung. Unsichtbare Weiten, die der Horizont nur erahnen lässt. Jeder Millimeter, den das Auge sich am Horizont entlang hangelt birgt unendlich viele Möglichkeiten! Da kann der Fluss, mit seinem starren Lauf, nicht mithalten. Nun schaue ich aufs Meer hinaus und bedenke all die Möglichkeiten. Und mir wird mulmig. Wie soll man sich denn da entscheiden? Woher weiss man, welche man ansteuern soll? Tausend Fragen, die sich diesbezüglich in meinem Kopf auftun. Und wieder der Gedanke, der alle Fragen zum Schweigen bringt: Warum soll ich mir darüber Gedanken machen? Jetzt, im Jetzt, bin ich hier. In diesem Moment, an diesem Ort, in dieser Situation, in dieser Konstellation.  Es gibt keinen Grund sich zu sorgen. Keinen Grund den Kopf mit Fragen zu beschäftigen, auf die er keine Antworten zu finden vermag.
Also schaue ich weiter aufs Meer hinaus, erfreue mich schlichtweg an diesem Anblick und merke, dass mir nun nichts mehr zu Schreiben einfällt. Ich schliesse den Laptop, speichere die Datei und … überlege mir dann, sobald dies getan ist, was den Moment ausmacht. Womit ich ihn am besten gestalte. Ob mein Inneres nach etwas verlangt, oder ob es nicht einfach gut ist, wenn ich hier sitze und aufs Meer blicke, der Brandung lausche und das Jetzt geniesse.   JETZT.

Mittwoch, 25. Januar 2012

erste Erlebnisse in Djibouti


Ich hätte so viel zu erzählen. Und es passiert ständig Neues! Und es fehlt schlichtweg die Zeit alles zu digitalem Papier zu bringen..

Vom Trekking in den Bale Mountains, der unbeschreiblichen Landschaft, der unglaublichen Weite. Dem ethiopischen Wolf, den man kaum zu Gesicht bekommt und wir sahen gleich vier davon. Den kalten Nächten. Unserem geliehenen, stinkenden Schlafsack, den wir Specksack nannten. Dass ich jetzt Jassen kann. Dem frieren bei Nacht trotz voller Montur, Schlafsack und lebender Wärmflasche. Von einem Führer, der einfach vorne weg lief aber wenig dazu sagte. Von der vielen Zeit, die man zum Denken hat. Vom Fehlen einer Dusche und dem Waschen am kalten Bach nach drei Tagen. Von Toiletten, die höchstens ein Loch im Boden sind. Von Adlern, Mäusen und jeden Tag das gleiche Essen. Von der Erkältung an Tag 5 von 10, die an Tag 6 dazu führte, dass Dani und ich abbrechen und Heim fahren mussten. Von den Kindern im Dorf, wo wir auf eine Mitfahrgelegenheit warteten. Vom Fahren auf einem LKW über Schotter- und Sandpisten. Stehend, den Fahrtwind geniessend. Von Stunden in überfüllten Bussen, wo ich meine Menschenmengenangst verlor. Vom endlich daheim ankommen. Vom Ausruhen und Sonne geniessen. Und der ersten Nacht in einem warmen, weichen Bett, mit warmer, schwerer Decke und welche Wonne das war!

Dann vor ein paar Tagen der Abschied von Johni und Gabi, die zurück in die Schweiz sind. Der Flug nach Djibouti und.. ach was, jetzt kopiere ich aus meinem „Tagebuch“ von gestern:
Am Flughafen in Djibouti erschlug uns die Luftfeuchtigkeit und die Erkenntnis, dass wir ganz vergessen hatten, wie es ist zu schwitzen! J Die Visa-Stelle gab uns aber gut eine Stunde Zeit uns zu akklimatisieren, bevor sie uns letztlich ins Land liess. Davor noch ein französisches Telefonat mit unbekannt (Ich bekam einfach den Hörer in die Hand gedrückt) mit Fragen woher, wohin, warum und.. warum ich denn bitte Französisch spräche. Die 10 Dollar, die uns fürs Visum fehlten, nahm sich der Beamte vom Taxifahrer, mit dem wir ergo erstmal zum Bankautomaten fuhren. Danach check-in ins Africa Hotel (wo ich jetzt auch sitze). Inzwischen war es acht Uhr Abends, dunkel und… HUNGER! Also auf ins Getümmel.

Weiches Baguette mit Hackfleisch in einer Angela-Mall. Danach ab in die Innenstadt, mal gucken-gehen. In einem Kleidungsladen hineingelockt bekam „John“ uns in die Finger und versprach uns einen Ort zu zeigen, wo man Bier für 1000, statt 2000 Djibouti Francs (ca 200 DJF = 1EUR) bekäme. 10 Ecken weiter, 3ter Stock eines Hauses, dessen Gänge aussahen wie in billig Absteigen in mittelmässigen Hollywood filmen.. bekamen wir wirklich Heineken. „Alles klar?“ … „scheisse“… John war angeblich mal einen Monat in Düsseldorf. Seine Tochter stellte er uns auch noch eben vor. Dann kämpften wir uns nach draussen. Er kam natürlich mit. Ich sei ja seine Tochter, ok? „Alles klar?“ Die angebliche German Bar zeigte er uns auch noch, dann konnten wir ihn abwimmeln. 10.000 DJF ärmer, dafür 2 Bier in unseren Bäuchen und 4 in unserer Tasche. Dazu noch 2 bei John („vous m’invitez! Merci bien, thank you!“). Wir fühlten uns übers Ohr gehauen und zu nett! Irgendwann fanden wir den Strand. MEER! Endlich! Und Wind – KOMMA viel. Und Bier. Ein paar Jungs trainierten Fussball und ein Tschad kauender Soldat radebrechtette uns nach ungefähr einer Stunde wir müssten gehen. Also zurück zum Hotel. Alles ein bisschen komisch! Aber inzwischen war es auch längst nach Mitternacht.

Wir schliefen entsprechend schnell bei laufendem Fernseher und Deckenventilator ein.

Und heute sieht schon alles ganz anders aus. Nach langem Schlafen machten wir uns wieder auf den Weg die Stadt zu erkunden. Im Hellen. Hinter „unserem“ Strand von gestern Abend fanden wir Cafe und St Georges Bier im verlassenen „La Siesta“ Hotel. [St. Goerges ist das Bier, dass man in Äthiopien überall bekommt. Der heilige Georges ist der Schutzheilige der Soldaten – wie passend ^^.] Danach fanden wir einen ruhigen Strand, Franziskaner und Heineken im Sheraton. Das Heineken kostet hier 1200 DJF, somit fanden wir auch die Erkenntnis, dass John uns gar nicht so schlimm übers Ohr gehauen hat, wie wir gestern noch befürchteten. Vielleicht heisst er ja auch wirklich John.

Nach einigen erholsam ruhigen Stunden an Strandbucht des Hotels, die wir nur mit ein paar Krebsen, Raben und anderen Vögeln, sowie der Ebbe teilten, gingen wir wieder in die Stadt – auf der Suche nach Bargeld und Essen. Wir suchten die bunt erleuchtete Terrasse, die wir gestern Abend gesehen hatten. Fanden dort ein Restaurant und tollen Service. Während dem warten stellten wir dann auch noch fest, dass der lonely planet dieses Restaurant auch noch besonders empfiehlt. Hatten wir gelesen. Aber vergessen. UND!: Dieses Restaurant bietet besonders gute äthiopische Spezialitäten. NEIN DANKE :D  … Zurück im Hotel, überfressen und klebend stellte ich mich dem Versuch des Duschens.. Wenn aus der Dusche aber nur ein paar Tropfen kommen, nimmt man eben eine PET Flasche und füllt diese immer wieder am Waschbecken. Interessant, dass dort das Wasser nur so aus der Leitung schiesst.. Ganz normal ist das. Zumindest für mich. Inzwischen  ;)

UND: ein weiterer Grund auf (Welt)Reisen kurzgeschorene Haare zu haben: Hotelseifen schäumen kaum auf nackter Haut – auf borstigen Haaren aber schon :)

----Ende „Tagebucheintrag“----

Die Nacht verbrachte ich, indem ich die vergleichsweise schnelle Internetverbindung genoss. Dani schlief neben mir ein und ich chattete bis Nachts um 2 mit allem was online kam :o) So grossartig, endlich mal wieder News von daheim zu lesen!
Inzwischen ist bereits Mittwoch Nachmittag, ca 14 Uhr. Die Läden machen hier Mittagspause bis vier und alle anderen Büros auch. Da wir es noch nicht aus unserem Zimmer kamen, lassen wir uns entsprechend noch Zeit und ich komme mal dazu dies hier alles zu schreiben, respektive abzutippen und vielleicht sogar noch ein paar mehr Photos zu posten. Bitte entschuldigt das durcheinander meiner Posts. Mein Mitteilungsbedürfnis ist zu gross und die Zeit online, sowie die Möglichkeiten des Uploads (schneckentempo trotz allem!) sind eben begrenzt.. Daher immer möglichst viel gebündelt und zusammengewürfelt, wie es mir gerade einfällt ;)

Mir geht es hier gerade blendend – danke an alle, die gestern online waren. Wunderschön wars Euch mal wieder zu lesen!

Photos

Ein Vogel am Frühstückstisch, Lake Langano


Dorn im Fuss, Chefchirurg Dani agiert...


OP Team nach erfolgreicher Entfernung des Fremdkörpers (GinTonic hilft)..


Sonnenuntergangsaussicht am Lake Langano..

Oromo - Deutsch Kurs ;)

Dienstag, 24. Januar 2012

arrived in Djibouti

jetzt wollte ich doch endlich mal bloggen was so los ist.. und dann ist aber gott und die welt online und ich bin zum ersten mal seit weg mit ner gescheiten internet verbindung online. und flupps ist es halb eins, der andere schläft bereits und ich bin immer noch nicht dazu gekommen zu schreiben. ich verschiebe es ergo auf morgen und erzähle nur so viel:
wir sind in djibouti und sie haben wirklich (fast) die steinhäuser, von denen ich vor ein paar tagen geträumt habe. spannende stadt. ganz anders als addis und beginne es zu mögen. gestern fand ich das noch nicht aber heute dafür sehr - mal sehen wie ich es morgen finde ;)

mir geht es blendend und ich versuche bald mehr zu schreiben!
bis dahin drei photos von den bale mountains..

1. ein Nyala live und in farbe. herzklopfen pur, bis man merkt, die haben mehr angst vor uns als wir vor ihnen (theoretisch) :D
 2. die bale-crew.. johni, dani, elias, anna
 3. die crew auf tour und ganz nah dran :)

Mittwoch, 18. Januar 2012

Lebenszeichen

Hallo allerseits!

ja! es gibt mich noch!
und ja! ich poste auch bald mal wieder ausführlich.

über silvester hatte ich leider keinen zugriff auf meinen blog, dann waren wir 2 wochen unterwegs, ohnt internet und co. heute abend bekommen wir unser netbook wieder. darin warten bereits 3 Seiten Bericht. Es fehlt darin wiederum aber noch einiges.. Aber ich gebe mir Mühe und schreibe Euch hiermit hauptsächlich das Folgende:
es geht mir gut
es gibt mich noch
ich habe Euch nicht vergessen
und
bald kommt mehr!

bis dahin viele liebe grüsse, mal wieder direkt aus addis..
anma anner

Freitag, 6. Januar 2012

Lake Langano


6.01.2012, seit vier Tagen lassen wir es uns wieder am Langano See gut gehen. Der African Vacation Club in dem wir hier logieren ist nur zu empfehlen. Wir haben hier einen Family Room für uns. Das ist eine Rundhütte in der Grösse einer Wohnung mit zwei Schlafzimmern, einer Küche, einem grossem Wohnzimmer; mit Terrasse und insgesamt 6 Schlafplätzen. Es fühlt sich schon fast wie ein daheim an, wobei wir die Küche nur zum mixen von Gin Tonics benutzen – alles andere gibt es an der Bar/im Restaurant. Die Dusche war die ersten Tage nicht benutzbar, da das Wasser mit Elektrizität versetzt war. Dani hat es heroisch jedes Mal getestet, wenn der Elektriker da war. Wusstet Ihr, dass FlipFlops als Isolierung ausreichend sind? Wir wissen es jetzt – und der Elektriker auch ;o) Inzwischen wurde der Boiler komplett ausgewechselt – so dass wir wenigstens noch an unseren letzten beiden Tagen duschen können, ohne dass einem die Haare zu Berge stehen. Allerdings hat es mich einiges an Überwindung gekostet, dem ganzen zu trauen und es wirklich nochmal auszuprobieren. Dabei habe ich es nur am Wasserhahn, beim Zähne putzen, zu spüren bekommen. Dank dem See war es aber auch nicht allzu schlimm, dass wir nicht Duschen konnten – Das Seewasser wird im Reiseführer als „seifig“ beschrieben. Entsprechend „weich“ ist die Haut, wenn man raus kommt ;)
Wir sind eben in Äthiopien, die Standards sind nicht unbedingt das, was wir von zu Hause kennen. Aber schlimm ist es nicht und schön ist es trotzdem!

Alles in allem waren es also vier Tage Strandurlaub an einem wunderschönen, wenn auch braunem See (die braune Färbung kommt anscheinend vom Sulfat, entsprechend wahrscheinlich auch das „seifige“). Ausruhen, ankommen, chillen, sonnen (klassisch mit mittelstarkem Sonnenbrand), … Die ruhig-langsame Lebensweise wurde hilfsbereit von Kellnern unterstützt, die lange brauchen um zu verstehen, dass man gerne etwas bestellen möchte und dann geflissentlich nach der ersten Ordner losgehen, um sie auszuführen – ohne die Bestellungen der anderen drei am Tisch Sitzenden aufzunehmen. Damit es einem nicht langweilig wird, sieht ein Gericht an verschiedenen Tagen anders aus, so dass man jeden Tag das Gleiche bestellen kann und es doch stets eine Überraschung bleibt. PS: der Beefsalat ist nicht zu empfehlen, ausser man kaut gerne lange. Alles in allem ist das Essen hier nicht herausragend, aber zumindest ok und entsprechend der allgemeinen Urlaubsdefinition, lagen wir nun fast jeden Abend im Dinner-Koma (mit reichlich Bier bereichert – oder eben Gintonic).

Morgen geht es in Richtung Bale Mountains zum Trekking. Je nachdem welchen Teil davon wir besuchen (es gibt zwei Trekking Möglichkeiten), kann es des Nachts richtig kalt werden. Wie wir da genau nächtigen und wie das Essen wird wissen wir noch nicht, da es hier im Allgemeinen recht schwierig ist an gute Informationen zu kommen. Aber nach 5 Tagen gut essen (und gerade jetzt, da ich im Dinner-Koma diesen Text schreibe), ist die Aussicht auf einige Tage weniger Essen gar nicht mal so ungut. ;)
In den Bale Mountains bleiben wir voraussichtlich bis zum 19ten, um dann am 20ten wieder in Addis aufzuschlagen. Von dort aus geht es am 23ten weiter nach Djibouti – eine Ausreise, die aufgrund des Ablaufs von Danis Visum nötig ist. Kurz nach meinem Geburtstag (ca am 6ten) werden wir wieder in Addis sein um mit Besuch aus der Schweiz wieder einige Zeit durch Äthiopien zu tingeln. Abhängig davon, welche Art von Visum Dani bei der (wieder-)Einreise bekommt, werden wir dann unsere weitere Planung definieren.

Im Moment sind wir mit zwei schweizer NGO-Workern (NGO = non government organisation) unterwegs. Gaby verlässt uns morgen, um wieder nach Addis zu fahren, während wir mit Johni zum Trekking fahren. Unterwegs wird Elias zu uns stossen, Dani‘s Zivi-Nachfolger im Rollstuhlprojekt. Alles in allem bin ich hier also quasi ständig von Schweizern umgeben.
Neben meinen Schweizerdeutsch-Kenntnissen machen aber auch meine afrikanischen Sprachkenntnisse Fortschritte. Allerdings bremse ich mich selbst dabei ein bisschen aus, da ich von Amharisch auf Oromo umgestiegen bin. Amharisch wird hauptsächlich in Addis Abeba und nördlich davon gesprochen, während Oromo um Addis herum, bis hinunter nach Kenya gesprochen wird. Da Kenya auch als „Vielleicht/Wahrscheinlich“ auf unserer Weiterreiseplanung steht, ist Oromo eben auch praktisch. Ausserdem kann Dani inzwischen genügend Amharisch, um uns durch das Chaos hier zu führen. Insofern ist es nicht unbedingt nötig, dass ich das auch noch lerne ;) ..
Damit Euch meine Ausführungen nicht zu trocken erscheinen hier ein paar Auszüge:
Amharic:
Stirn heisst Ginbar – sehr einfach zu merken, wenn man bedenkt, wie oft unsere Stirne (ist das die Mehrzahl von Stirn?!) bereits aufgrund von Gin gerne auf der Bar zu liegen gekommen wären.. ^^
Danke heisst Amasäggänalhu oder so ähnlich. Ich habe einige Tage gebraucht bis ich das aussprechen und mir auch noch merken konnte. Inzwischen kommt es schon automatisch, was blöd ist, wenn ich es eigentlich gerne auf Oromo sagen würde, da heisst es „Galatomaa“.
Auch sehr wichtig ist „tschikkr yellem“ – kein Problem. Ungefähr so oft und gerne verwendet wie „Ischschi“ – OK! Je nach Region auch wie eine Mischung aus Uschschi, Üschschi und Ischschi ausgesprochen. Es ist nicht ganz einfach die Aussprache zu erklären, aber es hilft, wenn man den ersten Buchstaben einfach möglichst undeutlich spricht ;)
Das Schöne am Oromo ist, dass es wenig Ferentschis (Ausländer) gibt, die sich die Mühe machen, etwas davon zu lernen und wir entsprechend schon bei einigen Barkeepern schon leichte Kicheranfälle ausgelöst haben, weil wir uns eben mit Galatomaa statt mit Thank you bedankt haben. Andererseits haben Oromo und Amharisch eine Sache gemeinsam: Spricht man die Worte ansatzweise falsch aus, versteht einen keiner. Wahrscheinlich liegt das wiederum daran, dass die wenigsten hier selbst Fremdsprachen lernen und wenig Ferentschis  versuchen die Sprache zu lernen. Dadurch ist das Gefühl für sprachliche Neulinge nicht vorhanden. Aber irgendwie ging es bisher dennoch immer und zur Not probiert man halt, bis es klappt. Immerhin hat man hier ja Zeit.
A propos Zeit haben: Arbeitskraft ist hier unheimlich billig, während Material, also beispielsweise Geräte, oftmals sehr teuer sind. So wird der Rasen hier in der Lodge grösstenteils mit grossen Scheren PER HAND gemäht. Da sitzen dann auf 10qm Rasen drei Leute und schnippeln ihn schön kurz. Am Abend verbringen sie dann wieder Stunden damit den Strand zu rechen und die zusammen gerechten Haufen zu sieben.
Heute Morgen sind Dani und ich zwecks Sonnenaufgang noch im Dunkeln aus den Federn. Phototechnisch hat es sich sehr gelohnt, aber es war enorm kalt. Selbst mit zwei Pullovern wurde mir nicht warm und der Torguard war auch nicht unbedingt glücklich, dass wir ihn geweckt haben. Aber es war unheimlich schön zu beobachten, wie die Dämmerung langsam die Sterne vertreibt, der Himmel dann von schwarz zu grau auf blau wechselt um dann in Richtung gelb-orange zu changieren. Bis dann die Sonne hinter den Bergen durchbrach und alles in hellstes hellblau tauchte. Durch die Spiegelung des Himmels wirkte der See für einige Zeit blau, was, zugegeben, wesentlich schöner ist als die normale Braunfärbung. Alles in allem war es, trotz Kälte („birtnau“ = es ist kalt, amharic), eine wunderschöne Stunde, mit dem Sahnehäubchen der Tatsache, dass wir die ersten beim Frühstück waren und uns dadurch zum ersten Mal noch alles am Buffet zur Auswahl stand. Von Scrambled Eggs über Baked Beans, Pancakes und MiniDonuts. Wobei letztere sehr zäh waren. Bis heute morgen war mir nicht bewusst, dass Teigwaren zäh sein können..
However, zurück zum Zeit-haben: Die Sonne ging ein bisschen zu früh auf, daher mussten wir noch ein bisschen aufs Frühstück warten. Und obwohl das Personal es eindeutig nicht gewohnt ist, so früh Ferentschis an der Bar zu haben, wurde uns nach einigem Warten (wie gesagt, sie unterstützen einen sehr hilfsbereit beim erlernen der Langsamkeit des Seins) bekamen wir einen Macchiato, bei dessen Genuss wir uns das Personaltreiben in aller Ruhe ansehen konnten: Etwa 30 (!) Angestellte befanden sich in unserem Sichtrahmen. Von Bodenkratzer und Bohnerwachsverteiler, über Fenster- und Barputzer, bis hin zu Garten- und Poolpfleger. Am kuriosesten erschien mir der Mann, der Papiertüten in das Weinrebendach hängte. Wir haben bisher nicht rausgefunden, wozu das getan wird, aber es scheint, dass sie sie Abends wieder abhängen, um sie Morgens wieder rein zu hängen. Die Tüten sind nach unten offen, aber es hängen nicht um alle Trauben solche Tüten, was unserer ersten Theorie des gegen-Vögel-schützen wiederspricht.
30 Leute, die allein um die Bar herum am Arbeiten waren, erschien uns relativ viel. Ernsthaft, wir sind uns nicht mal sicher, ob die Lodge überhaupt so viele Gäste hat. Aber es scheint hier wirklich normal zu sein.
Nach dem Frühstück sind wir übrigens nochmal schlafen gegangen. Um dann gegen eins aufzustehen, an den Strand zu gehen und… genau! Noch ein bisschen auszuruhen ;) Immerhin ist morgen die Ruhe wieder vorbei. Im Austausch gegen Trekking, kalte Nächte, wenig Essen und vor allem Busfahrten, die an sich schon fast ein Abenteuer sind.
Das DinnerKoma greift gerade um sich und meine schweizer Freunde verschwinden gen Schlafgemach. Entsprechend verlasse ich Euch kurz, um in einigen Tagen einen Bericht über das Trekking anzufügen und vielleicht auch die Sache mit dem Busfahren in Äthiopen genauer zu erläutern - und das Ganze dann bei der Rückkehr nach Addis ins Netz zu laden – in der Hoffnung, dass ich dann auch wieder Zugriff auf meinen Blog habe.
Gute Nacht allerseits. Ich hoffe das Jahr hat für alle gut und vielversprechend begonnen! Alles Liebe vom Langano See.