Mittwoch, 29. Februar 2012

Gedankengänge


Noch immer befinden wir uns in Äthiopien. Noch immer, immer noch. Und trotzdem habe ich noch immer das Gefühl, dass der Kulturschock noch nicht ganz vorbei ist. Noch immer erwische ich mich ab und an, wie ich baff an der Ecke stehe und irgendwas doch noch nicht so ganz normal finde. Das kleine Kind, dass nur ein T-Shirt anhat und mit Mutter und Schwester auf dem Bürgersteig zu wohnen scheint; die Windschutzscheiben, die nach Ausbau einfach auf dem Trottoir liegen gelassen werden (ganz normal); die Leute, die auf dem 50 Zentimeter Grünstreifen, zwischen sechs Spuren Strasse schlafen. An all dem kann ich noch immer nicht vorbei laufen, ohne dass mein Geist daran hängen bleibt.

Die andere Seite gibt es aber auch. Heute blieben meine Gedanken an einem Nebensatz eines Abeshas (local people / Äthiopier) hängen:

Nach zweieinhalb Monaten habe ich es nun endlich auch mal geschafft, mir das Projekt, in dem Dani seinen Zivi beendet hat und das „Zentrum“ nebenan genauer anzusehen. Das Zentrum ist ein Ort, an dem Kriegsveteranen wohnen. Die meisten davon sitzen im Rollstuhl. Die meisten haben keine Beschäftigung. Das ist hier (noch) nicht so Thema wie bei uns. Immerhin werden die Bewohner des Zentrums mit einem Dach über dem Kopf, Essen und Medikamenten versorgt. Die Überlegung, dass man ‚handicapped people‘ mit Handarbeiten beschäftigen (und diese auch noch verkaufen könnte), ist hier einfach noch nicht in den Köpfen angekommen. Alles in allem geht es ihnen besser, als manchen ihrer Landsleute. Dennoch ist es unvorstellbar, wie sie leben. Über manches schaue ich inzwischen einfach hinweg. Aber mir vorzustellen, wie viele dieser Menschen ihre Tage einfach nur mit warten verbringen…

Die Wege zwischen den Häusern sind betoniert. Allerdings liegt der Beton wohl schon eine Weile so dort, denn an einigen Stellen ist er aufgeworfen, gebrochen, gebröckelt. An sich sieht er immer noch ganz gut aus. Aber wenn man im Rollstuhl sitzt, bewertet man Böden im allgemeinen nach anderen Kriterien, als wir ‚Laufenden‘ das tun.
Einer der Bewohner begleitete uns auf unserem Rundgang. Und jedes Mal, wenn wir an eine dieser weniger-guten Stellen kamen, sagte er einfach „you know, it’s a bit difficult“. Manchmal war es sogar „very difficult“. Aber als ich mir dann überlegte, wie der Durchschnittsdeutsche auf so einen SCHEISSWEG reagiert hätte, der ja mal sowas von ÜBERHAUPT NICHT rollstuhlgeeignet ist und wie man so etwas nur belassen kann und warum sich keine SAU dafür zuständig fühlt, das zu korrigieren, weil das ist ja schliesslich sowas von KEIN ZUSTAND! Als ich mir also so Gedanken gemacht habe, wer wie reagieren würde, wurde mir etwas klarer, warum der Durchschnittsdeutsche nicht glücklich ist, die Bewohner des Zentrums einen aber mit klarem, festem Blick, einem Lächeln in den Augen und fröhlich mit der Hand, die eben noch geht, sei es die rechte oder eben nur die linke, oder eben auch nur das Handgelenk begrüssen können. Und dabei zufriedener scheinen als mancher, den ich schon sah, der -im Vergleich- wie Gott in Frankreich lebt.
 Und dann steht man plötzlich da. Und sieht zu, wie einer in einem alten, gebrauchten Rollstuhl aus Europa sitzt, sich über unwegbare Wege müht – und das nicht scheisse, nicht schlimm, sondern normal, halt ein bisschen schwierig findet. Und dann gleich wieder dazu übergeht uns zu erklären, dass da hinten noch der Hühnerstall sei. Da kommt er jetzt aber nicht mit hin, denn es gibt keinen Weg zum Stall, nur Grass. Aber wir sollen nur gehen, er wartet hier auf uns. Den Rollstuhl  hat er übrigens erst seit kurzem. Den hat ihm Mister Bernhard gegeben. Und er sei total toll und viel besser als der alte. Und meine Augen schauen den Rollstuhl an, und meine Gedanken drehen sich darum, dass in Deutschland Rollstühle weggeschmissen werden, die besser sind. Und wenn bei uns einer eine Delle hat, ist er schon kaum mehr was wert, während sie hier unheimlich froh darüber sind, überhaupt einen zu haben.

Und wenn meine Gedanken sich komisch drehen, dann kommen halt viele „unds“ drin vor ;o)

Und nun ein letztes und:
_Und_ damit das ganze jetzt nicht einfach als weiterer Post im Sand verläuft: www.addis-guzo.com heisst das Projekt, in dem Dani seinen Zivildienst beendet hat. "Mister Bernhard" ist Bäne, bei dem wir hier wohnen. Über ihn kamen die Rollstühle hierher. Die Werkstatt, die er hier aufbaut, versorgt die Bewohner des Zentrums, sowie weitere Addis-Abeba-er mit Rollstühlen. Ersatzteile, sowie das notwendige Know-How gehören ebenfalls zum Projektumfang. Spenden helfen! (die notwendigen Infos stehen auf der Homepage.)    [Diesen Absatz jetzt ohne ein weiteres „und“ zu schreiben, viel mir nun wirklich gar nicht mal so leicht ^^.]

Fazit: Manchmal sollten wir nicht denken, dass doch alles scheisse ist, sondern umformulieren: Die Situation als schwierig, aber nicht unschaffbar deklarieren. Uns darüber freuen, was wir haben, statt uns darüber aufzuregen, was schlecht ist und besser sein könnte, müsste. In diesem Punkt können wir uns wirklich was von den Menschen hier abschauen. 

Dienstag, 21. Februar 2012

GESCHENKEGESCHENKEGESCHENKE :D



„Sie haben Post“

Ein riesengrosses Paket trudelte gestern bei mir ein. Ganz gross und ganz toll und überhaupt die erste Post seit 2.5 Monaten :o)

Und nachdem ich den Klebestreifen gelöst und den Deckel das erste Mal gehoben hatte, musste ich ihn direkt wieder zuschlagen. SO VIEL BUNT! :D
Mein Reparierkönig fand mich wahrscheinlich ein bisschen komisch, wie ich da gnomenhaft vor einem hellblauen Päckchen sass und mich nicht mehr einbekam. Aber es ist auch zu schön. Und so viele Süssigkeiten! Und ein Biene Maja Heft mit Rennschnecken! Und eine „Schöne Woche“, damit ich mich endlich mal bilde und weiss was so Wichtiges passiert.. Und eine Neon (für wirklich Interessantes). Und noch ein Geburtstagsgeschenk (woher wusstest Du wie toll ich diese Shirts finde?) Und Schockolade mit diesen KnisperDingern drin, die im Mund explodieren (OOOOOOOOBERGUT)!! Und überhaupt. Und zwei total süsse Karten. Und und und und…

Liebe Birgit, liebe Nicole… Ihr habt mir eine RIESEN Freude gemacht!!! Vielen Vielen Vielen lieben unheimlich von Herzen kommenden riesen grossen DANK J


Dank ausserdem auch an Katja, für die Geburtstagsgeschenke, die Kiki mitbrachte und den tollen Dosen-Kuchen! Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Und jetzt kann ich mit Fug und Recht behaupten im Fernen Äthiopien echte Schwarzwälder Kirschtorte gegessen zu haben. Das soll mir mal einer nachmachen :D

Und nochmal Dank an Kiki! Für den Schal, damit ich mich nicht mehr so verbrenne und die ganzen vielen anderen Kleinigkeiten. Und die Grossigkeit des Besuchs eben auch nochmal. Das kann ich gar nicht oft genug sagen J

Und im vollen Wissen, dass er es nicht mögen wird, das Folgende hier stehen zu sehen, auch noch einen grossen Dank an den Mann, der Schuld an allem ist – das ich weg bin, dass ich Heimweh habe, dass ich braun bin, kurzgeschorene Haare habe (die gerade echt wieder lang sind).. An den Mann, ohne den ich mich in jedem zweiten Hotel mit nicht funktionierenden Duschköpfen, Toilettenspülkästen und Satellitenempfangsgeräten rumschlagen müsste. An jenen, neben dem ich derzeit jeden Morgen aufwachen darf, mit dem ich mich nicht immer hunderprozent verstehe, aber ohne den irgendwie auch alles blöd wär ;o) – Danke! Und PS: Happy Birthday :-D

Unterwegs mit Freunden


Das beste Mittel gegen Heimweh? Heimgehen!
Dass das bei mir aber gerade ein wenig ausser Frage steht, könnt Ihr Euch sicher denken. Ich hatte aber das Glück, dass ein Stückchen meiner Heimat mir ein tolles Geburtstagsgeschenk machte: Ein Stückchen dessen, was mir Heimat ist, kam mich in Äthiopien besuchen!

Als wir am 6ten Februar aus Djibouti zurück nach Addis kamen, war Kiki bereits da! Es folgte die übliche Wiedersehens-Freudentanz-Jubelgequieck-Zeremonie. Danach hatte ich dann auch Kapazitäten Stufi und Fabienne zu begrüssen, die ebenfalls als Besuch aus der Schweiz angereist waren.

Direkt am nächsten Tag brachen wir auf. Sammelten das gemietete Auto, sowie den Fahrer ein und begaben uns auf grosse Tour in den Norden. Zwei vorne, drei auf der Rückbank und zwei auf den Notsitzen im Kofferraum. Die Rucksäcke aufs Dach geschnallt und mit grossem AAAAHH! Und OOOH! losgefahren.
Unsere Tour war folgende:
Debre Birhan – Woldia – Lalibela – Bahir Dar – Fiche
Die ersten beiden Orte waren nur Zwischenstopps, in denen wir jeweils eine Nacht verbrachten. Debre Birhan wartet mit einem Hotel auf, das einen sehr gepflegten Garten hat (Eva Hotel). Woldia begeisterte uns mit einer abenteuerlich-englischen Speisekarte, die uns zum Lachen brachte („coocked vegetables“, „orental rice“ und „paper stack“). Besonders der „orental rice“ war gourmetmässig: mit starkem Kerosingeschmack gewürzt und daher nicht wirklich essbar.

In Lalibela verbrachten wir drei Nächte in einem wirklich schönen Hotel mit Hinterhof-Garten, in dem es sich gemütlich sitzen lies. Lalibela wir im Reiseknowhow als „eine der bedeutensten Manifestationen der äthiopischen Kultur“ beschrieben, da sie eine Unmenge von aus-dem-Fels-gehauenen Steinkirchen beherbergt. Man schätzt, dass es in ganz Äthiopien an die 150 dieser Felsenkirchen gibt. Von diesen haben wir in Lalibela selbst, innerhalb eines halben Tages, 11 besichtigen können. Der Legende nach hat sie König Lalibela, nach dem die Stadt benannt wurde, nur mit Hilfe eines Engels geschaffen. Eine andere Theorie besagt, dass viele tausend Arbeiter daran beteiligt waren. Unser Guide lies uns selbst wählen, ob wir der ersten oder der zweiten Idee Glauben schenken möchten. Ausserdem erzählte er uns, dass der Stein so heilig sei, dass seine Berührung Kranke heilt und wir nun definitiv „blessed“ seien – inklusive den nächsten 40 Generationen unserer Familien. Alles in allem sind es sehr(!) viele Kirchen, die wir uns anschauten. Aber auch sehr beeindruckende Stunden, die wir dabei verbrachten. Einige der Kirchen sind durch Tunnel verbunden, manche davon sehr dunkel. Zum Betreten der Kirchen zieht man sich die Schuhe aus, was wir an diesem Tag entsprechend oft taten. Schuhe aus, rein, gucken, raus, Schuhe an, kurz gehen, Schuhe aus, rein, gucken, raus, Schuhe an, ….. ;o)
Lalibela regierte bis 1207 nach Christus, in dieser Zeit entstanden entsprechend auch die Kirchen. Er baute sie angeblich, da Gott ihm erschienen war und ihm versprach, dass diese Kirchen bis zum Tag des jüngsten Gerichts bestehen würden. Und wahrlich sind die meisten, trotz ihres Alters, in einem unheimlich guten Zustand. Einige sind aber auch schon teilweise eingestürzt. Auf manche darf man nicht drauf steigen, aufgrund der Einsturzgefahr. Dennoch sind fast alle noch in Gebrauch und während der Führung trifft man überall Gläubige beim Beten an. Insofern darf man den heiligen Stein auch immer berühren, was uns Europäer, die wir Absperrseile, Sicherheitshinweise und Berührungsverbot bei derartigen Kulturdenkmälern gewohnt sind, zuweilen doch sehr erstaunt hat.

Lalibela war die erste Stadt hier, in der ich mich richtig wohl fühlte. Durch die vielen, von den Kirchen angezogenen Touristen, sind die Bewohner der Stadt daran gewöhnt. Entsprechend angenehm fühlt man sich als Weisser, da man nicht ständig angesprochen wird und die Worte „YOU, give me (my) MONEY“ nicht fallen (oder zumindest seltener). Natürlich wird man trotzdem angebettelt. Gerade bei Kirchen finden sich viele Arme ein, da es hier zum christlichen Glauben gehört, den Armen regelmässig etwas zu geben. Aber die Art war netter und die Vehemenz mit denen sie ihre Anliegen verfolgten wesentlich geringer. Meistens reichte ein Kopfschütteln oder „No“.
Versteht mich nicht falsch – ich würde an sich gerne jedem etwas geben. Das wären dann aber pro Tag um die 20, wenn man viel unterwegs ist entsprechend mehr. Zudem wird man oft gewarnt, dass man die Kinder damit dazu erzieht, dass es auf der Strasse lukrativer ist, als in der Schule. Und den Familienvätern, die durch den Bettelerfolg ihrer Kinder weniger Geld ins Haus bringen als die Kleinen, nimmt man ihren Stolz und ihre Position in der Familie.
Ein Junge von 16 Jahren, der dort zur Schule geht fragte Dani, ob er mit uns mit gehen könnte. Das ist hier leider relativ oft eine „Masche“ – man folgt den Touristen, gibt sich hier und da ein bisschen als Guide und erwartet dann am Ende einen Lohn in Geldform dafür. Daher war die erste Antwort eben auch, dass wir kein Geld geben würden. Der Junge wollte aber auch keins – er wolle nur English mit uns reden, zur Übung. Er begleitete uns dann auch fast zwei Tage lang, wann immer wir unterwegs waren. Auf dem Markt in Lalibela erklärte er uns was was ist, schenkte Dani sogar eines dieser Holzkreuzchens, die hier viele um den Hals tragen. Er führte uns umher, erzählte uns von seinem Leben und zeigte uns sogar noch sein „Zimmer“: Mulugeta (so sein Name) lebt alleine in Lalibela. Sein Bruder lernt in einer anderen Stadt (höhere Schule), seine Mutter wohnt auf dem Land, der Vater ist verstorben. Er selbst wohnt in einem kleinen Anbau an einem dieser Häuser, die hier aus Holz und Matsch gebaut werden. Im Zimmer haben gerade mal sein Bett und ein paar Bücher platz, die Wände hat er mit Zeitungen behangen, damit der Matsch verdeckt ist. Auf seinem Bett lagen seine Schuluniformshose und noch ein weiteres Kleidungsstück. Desweiteren gab es dort noch seine Schulbücher und ein oder zwei Poster an der Wand. Als sein Bruder noch auf der gleichen Schule war, teilten sie sich das ca einen Meter breite Bett. Die Tür zu diesem Raum ist eigentlich ein Fenster. Also das Fenster. Denn der Raum hat nur eins. Statt Glas gibt es ein Wellblechstück, mit dem die FensterTür geschlossen werden kann. Die Miete für das Zimmer beträgt 200 Birr. Umgerechnet 10 Franken. 100 Birr bekommt er von seinem Bruder, den Rest muss er selbst auftreiben. Er möchte gerne Ingenieur werden.

In unserem Hotel fand sich an unserem zweiten Tag eine grössere Gruppe ein, die gemeinsam über eine Organisation mit einem Bus unterwegs waren. Diese Truppe organisierte ein Fussballspiel mit, respektive gegen, Locals (Abeshas), zu dem wir mit Mulugeta als Zuschauer gingen. Für mich eine grossartige Möglichkeit mich selbst einmal als Sportphotograph zu testen – was auch in ein paar grossartigen Bildern endete ;o). (Die kommen dann auch irgendwann mal online)

Unterwegs fiel mir auf, dass der Junge nur für einen Schuh Schnürsenkel hat. Und weil ich mir am Morgen auf dem Markt ein neues Band für meine Kette gekauft hatte, knüpfte ich diese wieder auf und gab ihm das Band – und bekam mehrere Dankesbekundungen zu hören (wenn man Geld gibt, bekommt man meist überhaupt keinen Dank). Ich hätte in dem Moment gerne ein besseres Bändel gekauft gehabt!

Als wir gegen Ende fragten, was wir ihm den geben könnten, meinte Mulugeta, ob wir vielleicht ein T-Shirt hätten, dass wir nicht mehr brauchen. Er besitzt nämlich nur eins. Und um Geld ging es ihm ja nicht.
Wir gaben ihm schliesslich ein Shirt und 50 Birr für die Miete. Und das Versprechen ihm bald mal eine E-Mail zu schreiben. Er bedankte sich und schien enorm überfordert. In diesem Fall schien Geben wirklich Sinn zu machen. Wir verabschiedeten uns dann von ihm, da wir am nächsten Morgen aufbrechen würden. Als wir eine Stunde später zum Abendessen aufbrachen, stand er aber auch wieder vor dem Hotel – in seinem neuen T-Shirt. Wahrscheinlich ist er direkt heimgerannt, hat sich umgezogen und ist zurück gekommen, um es uns zu zeigen  - und hat dafür (wieder einmal) geduldigst gewartet. Ein wenig Leid tat er mir. Der Tag muss für ihn unheimlich lang gewesen sein! Aber er war wirklich süss.  Auch nach dem Abendessen stand er wieder da und wartete auf uns – er wolle am Morgen kommen, um sich von uns zu verabschieden, wann wir denn abfahren würden?
Und wirklich stand er am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe dort, zum Händeschütteln und Schulter-an-Schulter-Drücken. Zum Abschied bekam auch ich noch ein HalskettenKreuzchen.

Mulugeta und Dani


In Bahir Dar verbrachten wir ebenfalls drei Nächte. Wir genossen dort die schöne Terasse unseres Hotels, fuhren einmal mit dem Boot raus und sahen sogar Hippos (leider aus weiter Ferne und nur zur Hälfte, da sich der Rest der Tiere unter Wasser befand), Dani hatte ein dickes Bein aufgrund eines Bienenstichs aus Lalibela und im Resort neben unserem Hotel gab es wirklich phantastisches Essen! Wir besuchten ausserdem ein paar Kloster (juhuu, noch mehr Kirchen) und fuhren zu den Blue Nile Falls. Diese müssen früher wirklich beeindruckend gewesen sein. Heute werden 85% des Wassers kurz vor den Fällen für ein Kraftwerk abgezogen und da wir zudem lange nach der Regenzeit kamen, war nicht mehr viel Fall übrig. Dennoch war es ein schöner Anblick und den Wassertest vollzogen wir dann auch direkt – in Unterwäsche.  

Auf der Rückfahrt nächtigten wir noch eine Nacht in Fiche, im selben Hotel, in dem Dani und ich auch bereits mit dessen Eltern waren. Wir verzichteten diesmal aber auf den Gummiadler (hier explizit noch einmal erwähnt, damit Fabi sich das Wort besser merken kann ;) und blieben bei den Clubsandhexen.
Zurück in Addis hatten wir noch einen Abend mit Stufi, den wir zwecks Abendessen im „La Mandoline“ schleppten. Ein französisches Restaurant an der TeleBole (road) mit phänomenalem Mousse au Chocolat und einem „Patre“ der  immer wieder vorbei schaut und uns den 3 Franken Wein wie einen 300 Franken Wein servierte. Zugegeben, so viel Weinauswahl hat man hier nicht und der erwähnte war wirklich in Ordnung. Dani und ich nahmen der Tradition gemäss zusammen 4 Desserts und kugelten danach ins Bett.

Den letzten Tag mit Kiki besuchten wir noch den Shola Market und das Cafe, von dem Starbucks abgeschaut hat (oder andersrum? Man weiss es nicht). Der Markt war super, man verglich mich mal wieder mit einer, hier sehr bekannten Sängerin, genannt „Saritu“ und Kiki machte grossartige Photos, während Fabienne und Dani unsere Einkaufsliste abarbeiteten.

Am 19ten musste Kiki leider wieder gen Heimat. MöP! Schade das!
Aber.. DANKE! Ein wirklich fettes Danke an unseren Besuch! Die Tour mit Euch war super und hat enorm Spass gemacht! Ich wünsche Euch für die Zeit bis zu unserer Rückkehr jede Menge Speisekarten mit-ohne cocked rice und dass ihr niemals wieder in den Genuss von Kerosenbrot geratet. ;o) 

Sonntag, 5. Februar 2012

letzter Tag Djibouti

Wie passend! Als wir heute in unserer Lieblings-Touri-CafeBar sassen, sahen wir John. Jenen, der uns den ersten Abend hier so 'versüsst' hat. Inzwischen wissen wir ja, dass er uns mit den 1000 Francs pro Bier gar nicht so übers Ohr gehauen hat. Eigentlich normaler Durchschnitt. Dennoch. Wir sahen ihn dreimal in ca einer Stunde.
Beim ersten Mal mit drei Touristen. Die wirkten ein bisschen verwirrt! Wir versteckten uns hinter unserem Cafe.
Beim zweiten Mal redete er im vorbei laufen auf zwei andere Touristen ein. Ich fragte mich ein wenig, wie die ersten es geschafft hatten, so schnell von ihm los zu kommen. Wir versteckten uns hinter einer Pflanze, die so nett war vor uns zu stehen.
Beim dritten Mal war er mit zwei Einheimischen unterwegs. Wir versteckten uns hinter unserer Cola!
Und während ich so da sass und ihn mit den Touristen reden sah, war ich hauptsächlich froh, dass er uns nicht gesehen hat. Muss nicht sein. Ich verabschiede mich manchmal doch lieber im Stillen. Alles klar? ;o)
A propos. "Alles klah" kennen hier ziemlich viele. Auch in der Abwandlung "Alles guht" oder "Guten Tag". Sie lernen hier eben doch von Fremden.

Ich glaube, manchmal klinge ich etwas sarkastisch. Das ist durchaus (keine) Absicht. Sarkasmus braucht es manchmal eben doch. Wenn man sieht was eigentlich könnte, aber nicht ist. Oder was es für Potential gäbe, wenn denn nur und so. Aber manchmal ist es auch besser einfach nicht drüber nachzudenken. Und bezüglich der Karma Frage, die ich mir anfangs immer wieder gestellt habe (die mit dem Rucksack voll Brot Gedanken endete) - ich beruhige mich inzwischen nach Möglichkeit mit dem Gedanken, dass wir allein durch das hier sein Geld ins Land bringen. Und hoffe, dass die, die es bekommen (Hotels, Essensstände, Läden) das möglichst gescheit in ihrem Land einbringen.. Vielleicht mache ich es mir mit dem Gedanken zu einfach, aber was anderes fällt mir (noch) nicht ein. Entsprechend freue ich mich, falls jemand von Euch Lesern mit seinen Senf dazu geben will? Ja? Ja? Ne?

Noch eine kleine Episode und schlechte Werbung, also Antiwerbung:
Vorgestern begaben wir uns noch einmal an den Strand des Sheraton Djibouti Hotels. Da waren wir an unserem zweiten Tag schonmal für einige Stunden und hatten die Ruhe, das Essen, das Bier sehr genossen. Am Ende zahlten wir ohne Reue über 50 Euro.
 Leider verlief es diesmal nicht ganz so nett! Irgendwann nach dem Essen kam einer, der uns vorher nicht bedient hatte und verlangte pro Person 2140 Francs "Entrance Fee". Zum Vergleich: Ein Essen ist im Schnitt 1500 bis 2000 Francs. Da der "nette" Herr uns kaum verstand und wir ihn auch nicht, ging Dani zur Rezeption, um nach dem Warum zu fragen - und vor allem, warum man uns das denn nicht beim Eintreten gesagt hätte. Der erste, dem er dort begegnete fragte, ob wir denn im Pool gewesen seien und wenn das nicht der Fall ist, bräuchten wir das nicht zahlen. Er wurde dann aber vom nächsten unterbrochen, der das wiederum ganz anders sah. Fazit: Laut dem zweiten ist es unser Problem, dass wir das nicht wussten und das Bedienpersonal weiss das nunmal nicht, wir haben uns also anfangs an die falschen Leute gewendet (???) und man solle nicht so stur sein und zuhören. Er wurde recht persönlich und gab auf keine argumentierte Frage eine Antwort. Wir zahlten dann, schrieben aber auch einen Report an den Manager, mit der Bitte um ein Statement. Die 4000 sind zwar viel, aber ok - wenn man es von Anfang an weiss. Im Nachhinein damit zu kommen, fanden wir banane! Aber immerhin wurden wir dann noch darauf hingewiesen, dass wir ja nun bis um 6 bleiben dürften, weil wir gezahlt haben. Danke, Nein. Wir sind auf das Statement gespannt! Bis dahin und insofern es nicht zufrieden stellend ausfällt kann ich dieses Hotel leider nicht empfehlen..
Genug Tirade! Denn der Kellner, der sonst für uns zuständig war, war sehr nett, zuvorkommend und aufmerksam - und tut mir ein wenig Leid.
Das gute an der Geschichte? Wir wissen wo wir nicht mehr hingehen (gut wir gehen morgen eh, aber PRINZIP).. und ich merke, dass manche Dinge irgendwie überall gleich sind - und das wir uns in bestimmten Punkten eben auch nicht ändern. - Wenn ich in ein teures Hotel gehe, und sei es nur zum Essen, hätte ich gerne guten Service. Und wenn das Messer an dem Tisch, an dem ich auf dem Weg zum STrand vorbeilaufe falschrum liegt, bekomme ich immernoch die Krise und habe Schwierigkeiten mich davon abzuhalten hinzugehen und das Ding richtig hinzulegen! ;-) (DANKE, Martine; DANKE, Heidi) ... :o)

Djibouti ist also so gut wie vorbei, ich freue mich auf morgen und unseren Besuch! Der ist nun nämlich bereits unterwegs und leicht betrunken, wie sich das gehört, wenn man in den Urlaub fliegt. Und da ich dann wieder in Äthiopien verweile schreibe ich eben heute noch, was mir so einfällt. Danis Visum wurde heute problem- und kommentarlos für drei Monate verlängert, entsprechend werden wir höchstwahrscheinlich noch bis April in Ä bleiben. Das Internet ist da nicht so toll - also wundert Euch nicht, wenn ich doofe Nuss mich nie melde. Es liegt nicht daran, dass ich Euch nicht mag :-*
Ausserdem habe ich eben noch ein paar Bilder hochgeladen und denke auch sonst ganz viel an Euch! nämlich! :)
Gute Nacht :)

Mittwoch, 1. Februar 2012

Bilder! (Post from Tadjoura)


„Ich bin heut aufgewacht und hab den Tag am Meer verbracht. An die Sorgen letzter Nacht hab ich schon gar nicht mehr gedacht. Ich werd mich dran gewöhn, dass die Winde sich mal drehen.. Komm mach die Leinen los…“ (Anna Depenbusch – „Leinenlos“)
Viel mehr gibt es kaum zu sagen! Wir verbringen den vierten Tag im Hotel Le Golfe in Tadjoura. Geniessen weiterhin das Nichtstun, das Geräusch der Brandung, uns und das Bier. Letzteres, auch wenn teuer, doch ein Genuss ;)
Als Ausgleich dafür, dass ich so wenig zu berichten habe, habe ich Danis Picasa Album an diesen Blog gebunden. Rechts vom Artikel findet Ihr nun also den Link „View my gallery“, der Euch zu unseren Bildern führt (für alle, denen es noch nicht aufgefallen ist ;). Denn der Einfachheit halber, laden wir eben gemischt hoch. Seine Bilder, meine Bilder, unsere Bilder. Hauptsache Bilder. Denn die sagen ja doch mehr als meine tausend Worte. Trotzdem – ich schreibe schliesslich gerne. Also wird es auch wieder Berichte geben. Sobald wir wieder einmal etwas anderes tun, als nur ‚den Tag am Meer zu verbringen‘.
Kurz zur Planung: Morgen, Donnerstag, geht es wieder zurück nach Djibouti (weil die Fähre nur Di, Do, So fährt). Was wir dort dann unternehmen, wissen wir gerade noch nicht (aber die Internetverbindung im Hotel ist super, also werde ich sicher mal wieder ein paar Stunden online sein). Am 6ten Februar geht es dann per Flugzeug zurück nach Addis, wo schon unser Besuch aus der Heimat auf uns warten wird (isch froi mir wie oskaa!). Vom siebten bis siebzehnten sind wir mit denen dann auf Tour durch Äthiopien. Ab dem 19ten dann wieder ohne Besuch. Der Plan danach ist dann noch ungewiss und hängt unter anderem von der Dauer von Danis neuem Visum, dass wir morgen in Djibouti City beantrangen werden, und unseren ‚Gelüsenten‘ ab..
Und wieder – ohne etwas zu sagen zu haben, bin ich auf eine knappe Seite Text gekommen. Nun schicke ich Euch aber zu den Bildern, sende die besten Grüsse und proste heute Abend mit dem teuerleckeren Bier dem Orion zu. In der Hoffnung, dass der ein oder andere es mir gleich tut und wir so quasi gemeinsam geniessen. Wir in der Wärme (meineFressebinichbraungeworden) und Ihr in der Kälte, dafür mit Schnee (den ich doch auch ein bisschen vermisse). Also los – Bilder angucken ;o)