Montag, 26. Dezember 2011

merry X-mas

Heute nur kurz und nur ein Bild - und das nichtmal ganz von mir. Also aufgenommen von mir, Motiv ist der Mount Wontchi Kratersee, Bearbeitung aus dem Hause Dani... 

Wir wünschen Euch nachträglich und überhaupt frohe Weihnachten und in ein paar Tagen gibt es dann wieder ausführlichere Berichte.

Meiner lieben Schwester (plus M plus M plus L) natürlich ganz besonders herzliche Grüsse, Wünsche und Küsse! Ich hätte zu gern Euren Braten probiert ;)

Grüsse Küsse und weihnachtliches HEYHO HEYHO!

Donnerstag, 22. Dezember 2011

T+9


 T+9
Unglaublich wie die Zeit rennt.
Und schleicht.
Es fühlt sich an als wäre ich schon 3 Wochen hier –gleichzeitig aber auch, als ich wäre ich erst gestern angereist.
Die Kaffee-Tee Runden am Küchentisch in der G.Strasse scheinen mir noch keine zwei Tage her zu sein, doch ich vermisse sie, als wären Monate vergangen. So viele von Euch laufen manchmal durch meine Gedanken, verlaufen sich aber, bevor ich noch meine Fragen stellen kann: Wie geht es Euch, was macht jene oder jener, was ist in letzter Zeit neues passiert, wie war dies und jenes Event, was macht die Gesundheit, der Sport, der Job, der Freund, die Freundin, …? 

Und dann sind wir hier wieder zwei Tage unterwegs. Fahren auf Schotterpisten stundenlang durch den Staub eines trockenen Landes. Sehen unzählige Ziegen, Esel und Kühe mit komischem Buckel, die die Strasse überqueren wollen, wenn wir gerade mit 90km/h auf sie zu kommen. Manchmal stehen sie auch einfach auf der Strasse und warten auf ihr Zicklein, oder auf den „xxxx vom vorigen jahr“ [Element of Crime - xxxx]. Und dann irgendwo etwas essen. Zwischen europäisch und äthiopisch. Manchmal Burger, manchmal Injiera (Hauptbestandteil des Nationalgerichts, so eine Art Sauerteig-Fladen), manchmal ganz was anderes. Dann irgendwo einkehren. Vor vier Tagen(Samstag) sind wir dann noch stundenlang über Wege, die aus europäischer Sicht eher die Bezeichnung „unpassierbarer Feldweg“ verdient hätten, durch einen NationalPark gefahren. Nach einigen Stunden schmerzt einem das Hinterteil vom vielen Geschüttel. Aber wir haben auch einige Tierchen gesehen: Digdigs, kleine reähnliche Tiere, mit winzigen Hörnern und relativ frabig; Kudus, von denen es zwei verschiedene Arten gibt: greater Kudus and lesser Kudus – sie unterscheiden sich durch ihre Grösse und die Hörner der greater Kudus sind länger und ‚verzwirbelter‘ also Korkenziehermässig; dann noch Dromedare und unzählige Vögel, kleine und grosse; und und und..
Beim Abendessen dann wieder irgendwo ein komischer Vogel. Laut Dani ein „Vogel mit Schnabel-sehr-gross“. (Yoda ich heisse, alles ich weiss.. ;o) Anspielung auf ein neues Buch meines Neffen
Jedenfalls ist es schwierig hier noch ein Zeitgefühl zu bewahren. Zwischen Heimweh und Fernsucht. Zwischen alles ist toll und spannend und wunderschön – und oh-gott-wär-ich-grad-gern-auf-kikis-balkon. Halt einfach „alles was ich habe für alles was ich brauche“. Ich hab gern alles aufgelöst und bin gegangen. Nur heisst das noch lange nicht, dass mich hier nicht regelmässig der Gedanke streift, dass ich es doch besser hätte bleiben lassen. (Allgemeiner Aufschrei)

Jaja, ich weiss und nein, ich bin auch wirklich gerne hier. Aber es ist nicht alles Gold was glänzt, heisst es doch so oft. Und es ist eben nicht alles nur toll und neu und spannend. Ich bin froh hier zu sein, bin froh wieder bei dem Spinner zu sein, dem es so leicht viel mich dazu zu bringen, für ihn mal eben alles stehen und liegen zu lassen. Ich bereue es nicht. Ganz im Gegenteil! Es ist grossartig. Aber Ihr fehlt mir eben auch. So. Und nun genug Gefühlsgewusel. Ich denke ich habe zum Ausdruck gebracht, welche Gedankengänge mich ab und an einholen. Und das ich Euch ganz schrecklich vermisse. Aber ich würde es wieder tun. Es war die richtige Entscheidung.

Und jetzt wollt Ihr bestimmt mal noch etwas Gescheites lesen.  Deswegen nun endlich etwas Reisebericht-iges.. ;o)

Wie oben schon erwähnt waren wir vor ein paar Tagen in einem Nationalpark. Um genau zu sein im Awash National Parc. Für die Zeit, die Danis Eltern hier sind, haben wir einen Fahrer plus LandRover, der uns kutschiert. Die Anfahrt ging aber dennoch enorm lang. Zum einen, weil die Strassen hier wirklich nicht der Hammer sind (Schlaglöcher, Ziegen, LKWs, etc), zum anderen, weil der grösste Teil der Strecke auf der Hauptverbindungsstrasse zwischen Addis Ababa und Djibouti  verlief. Da Äthiopien nicht am Meer liegt und entsprechend keinen Hafen hat, wird fast alles über Djibouti importiert. Entsprechend voll ist diese eine Strasse. Hinzu kommt ausserdem, dass hier vieles noch fährt, was bei uns niemals durch den TÜV käme. Und Reifen auswuchten ist übrigens überhaupt nicht nötig. Die sind nämlich auch ohne das fahrtauglich. (ohne das?! Aloha, 8 Tage unter Schweizern und mein Hochdeutsch geht flöten – filililililiiiii)… Am ersten Tag auf der Strasse haben wir entsprechend 3 LKWs und einen PKW gesehen, die neben oder eben auch noch auf der Strasse lagen. Die Container entweder noch aufgeschnallt oder 5 Meter weiter im Graben. Viele Dörfer liegen direkt an der Hauptstrasse und viele Dörfler fahren mit ihren Pferde-/Eselkarren entsprechend auch auf dieser Strasse. Man fährt dann mit viel Gehupe einfach weiter und hofft, dass sie Platz machen. Das funktioniert natürlich nicht immer bis selten – dann weicht man eben aus und überholt – links oder rechts ist dabei egal. Hauptsache es hat Platz ;) .. An einer Stelle, glücklicherweise ausserhalb einer Stadt überholte vor uns ein LKW einen LKW der gerade einen LKW überholte. So. Und jetzt rege sich bitte noch mal einer von Euch auf deutschen Autobahnen darüber auf, dass er für 60km eine gute halbe Stunde braucht. (Liebe Kiki, diese „eine gute halbe Stunde“ habe ich extra für dich korrigiert – vorher stand hier „‘ne gute halbe Stunde“ ;). Wir haben hier für ca 200km gute fünf Stunden gebraucht, haben dabei gefühlte 2 Liter Staub geschluckt und ich habe mich verwünscht, dass ich nicht mehr Sitzfleisch angebaut habe, bevor ich herflog. So.

Abends erreichten wir die Awash Falls Lodge. Wunderschön, direkt am Wasser und sogar wirklich mit Wasserfällen! Leider darf man nicht zu nah ans Wasser ran, was mir ein schönes Photo verwehrte. Aber was nützt schon ein schönes Photo, wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass am Ende die Kamera samt Arm im Rachen eines Krokodils steckt. Wir haben zwar keines gesehen, aber es gibt sie dort und das Risiko war mir dann doch ein wenig zu hoch. 

Während dem Essen wurde die äthiopische KaffeeZeremonie zelebriert. Es ist gar nicht schlecht, wenn man währenddessen mit -beispielsweise essen- beschäftigt ist, da diese Zeremonie eine ganze Weile geht: Boden fegen, Gräser drauf, Kohle zum Glühen bringen, Kaffee rösten, Kaffee mahlen, Popcorn verteilen, Wasser erhitzen, Kaffee brühen, Kaffee ausschenken, einzeln an die Gäste verteilen.

Sarah: Pass gut auf mein Maschinchen auf – ich freue mich auf die Einfachheit des deutschen Kaffees! ;o)
Im Ernst: es ist schön, das mit anzusehen. Zumal der daraus resultierende Kaffee wirklich sehr gut ist. Aber für viel-Trinker wie Martina und mich ist es zuweilen doch mühsam, so lange auf die coffeinhaltige Brühe zu warten. Nichtsdestotrotz erinnere ich mich an den Kaffee auf den Malediven im letzten Jahr und bin froh, dass Äthiopien eine gute KaffeeKultur hat.  A propos Kultur. Meine Hausaufgaben habe ich auch gemacht. 

Da mich hier aber niemand kontrolliert, bekommt Ihr es jetzt einfach ab, damit nicht nur meine Allgemeinbildung wächst:
Früher wurden die getrockneten Kaffeekirschen mit Butter gekaut oder aus den Blättern wurde Tee zubereitet. Anscheinend haben Mönche dann die belebende Wirkung bemerkt und für Ihre langen Gebete genutzt. Erst im 13ten Jahrhundert wurden dann geröstete Bohnen aufgebrüht. Im 14ten Jahrhundert kam die Bohne dann wohl von Kaffa nach Jemen und bekam den Namen qahwa – daher auch unser „Kaffee“. Qahwa heisst eigentlich „der berauschende (Trank)“ und bezeichnete ursprünglich Wein. Die Zeremonie wird üblicherweise von der Gastgeberin durchgeführt und beinhaltet auch noch, dass sie einem den Duft der gerösteten Bohnen entgegen pustet. Daraufhin lobt der Gast sie. Nach dreimaligem Aufbrühen des Kaffees, also nach der dritten Tasse, hat der Gast sich zu verabschieden (nicht vorher!).  Anscheinend ist das Einladen zu solchen Zeremonien hier sehr üblich. Manche laden sich wohl gegenseitig ein, so dass sie mehrfach am Tag diese Zeremonie erleben und somit genügend Zeit haben Neuigkeiten auszutauschen. Und noch ein Fakt: Kaffee ist Ätiopiens wichtigstes Exportprodukt! Und weil es wenig Plantagen gibt und deshalb oft von den Sträuchern reiner Arabica geerntet wird, ist die Qualität teilweise enorm hoch. [Quelle: Reise knowhow]

Weiterhin habe ich gelernt, dass wir uns wegen der vielen LKWs auf den Strassen gar nicht aufregen dürfen. Der Gütertransport macht viele Produkte hier enorm teuer, was dazu führt, dass sich 90% der verarbeitenden Industrie in den Gegenden um Addis Dire Dawa abspielt. Dire Dawa liegt auf zwei Drittel des Weges von Addis nach Somalia.

Weiter im Plan: Am nächsten Tag sind wir also durch den Nationalpark gefahren, um Tiere zu sehen. Dazu muss man einen Scout mieten. Das sind Männer in Uniform mit Gewehr. Unser Scout bekam den Notsitz im Kofferraum, wo er dann mit seinem Gewehr direkt hinter mir sass… 

Einmal quer durch den Park (rüttelrüttel-schüttelDÄNG-rüttelrüttel…) kamen wir dann an einer Art Oase an. In dieser befindet sich eine heisse Quelle, in der wir baden wollten. In dem heissen Teich sass aber schon jemand: Ein Afar. Die Afars sind ein Volk, die ihr eigenes System haben. Sie leben in Äthiopien, Eritrea und Somalia. Kaum einer von ihnen läuft unbewaffnet rum, da sie sich öfter mit anderen Stämmen „in die Haare kriegen“. Jener im Teich hatte entsprechend auch ein Gewehr dabei. Unser Scout hat ihn aus dem See beordert, damit wir rein können. 3 Schweizer, eine Deutsche, ein Militärtyp mit Gewehr und ein Afar mit Gewehr. Die Situation war schon sehr unangenehm. Aber die Scouts von uns Ferentschis (Ausländer) bezahlt werden, kümmern sie sich auch entpsrechend und es verlief alles recht gut. Der Afar hat sich nur vor unserer Kamera platziert bis wir ihn endlich photographierten – damit er dann 10 Birr dafür verlangen kann. Birr ist hier die Währung und es ist durchaus üblich, dass man für das Photographieren bezahlt. Normalerweise aber nur 1 bis 2 Birr. Letzten Endes haben wir es aber doch bezahlt.. Die Begründung könnt Ihr Euch wahrscheinlich denken. Man will halt doch keinen Stress. Ausserdem sind 10 Birr etwa 50 Rappen. Auf dem Weg zurück bekamen wir noch raus, dass die Früchte an den Palmen essbar sind und ‚unser‘ Afar zeigte uns, wie man sie isst. Dazu lieh er sich Danis Messer. Aber mit Frucht und Messer in der Hand konnte er sein Gewehr nicht mehr halten – also hatte das dann Dani in der Hand.. WEIRD! Das Messer hätte der Afar auch gerne behalten, aber Danis Tauschangebot (Messer gegen Gewehr) wollte er dann doch nicht eingehen. Ein Gewehr kostet hier ausserdem 1000 Kamele. Umgerechnet wohl 500 Franken. Und auch wenn das Messer ein guter Leatherman ist, war der Wert dann doch nicht gleich. Und was will ein Ferentschi schon mit 1000 Kamelen?! ;o)

 Inzwischen sind wir in einer ruhigeren Gegend am erwähnten Langano See und geniessen hier sehr europäische Unterkünfte. Der See ist braun wie der Rhein bei Hochwasser, zudem ist das Badegefühl relativ seifig. Dennoch ist es sehr schön. Und nach tagelangem Autofahren ist es sehr entspannend einfach mal ein bisschen nichts zu machen und die Tage zu geniessen. Auch liegt der LanganoSee nicht so hoch wie Addis Ababa und die Nächte sind entsprechend nicht so kalt. Dennoch brennt die Sonne tagsüber sehr stark runter und ich habe es endlich geschafft mir einen, wenn auch leichten, Sonnenbrand zu holen! (Morn ischs bruun!)
Des Nachts ist es enorm dunkel – am Ufer des Sees sieht man nur vereinzelt ein paar kleine Lichttropfen. Wahrscheinlich von anderen Resorts. Dafür ist der Sternenhimmel hier phantastisch! Nach ein paar Minuten beginnt er dreidimensional zu wirken, weil es so unheimlich viele grosse und kleine Sterne gibt. Die Grossen kennt man ja von daheim, aber dass im Bereich des Orion sicher hundert weitere Sterne sichtbar sind, wenn mal nicht alles um einen herum voll erleuchtet ist, war mir nicht bewusst. Es ist jedenfalls wunderschön. Und immer, wenn ich hier den Orion sehe, der leicht nach links gekippt ist – wie auch der Mond, stelle ich mir vor, dass den gerade auch ein paar von Euch anschauen. (Insofern nicht gerade alles voller Schneewolken hängt).. 

Nach 9 Tagen hat man sich ein wenig an das Preisniveau gewöhnt. Das Bier hier in der Anlage erscheint einem mit einem Preis von 20 Birr (1Franken) enorm teuer. Dafür enthielt der Zimmerpreis eine halbstündige Massage und ich weiss nun endlich warum Ihr Mädels immer so von den SPA-Bereichen schwärmt. :o)
Und nun zur Sprache: Amharisch ist wirklich sehr anders. Auch wenn es ein paar Wörter gibt, die ihren Ursprung in einer lateinischen Sprache haben, wie zum Beispiel das Wort für Bahnhof, dass sich vom französischen „la gare“ ableitete, ist es doch anfangs schwierig einen Anfang zu finden. Viele Wörter sind auch einfach sehr lang. Man sagt hier im Allgemeinen nicht einfach Danke, sondern „Ich bedanke mich“, verwendet also stets die Höflichkeitsform. Das endet dann in „amäsäggänalu“. Drei Tage hab ich gebraucht um mir das merken zu können. Fünf, um mir die Zahlen halbwegs einzubleuen. Inzwischen kann ich fast alle, muss aber vorher immer noch überlegen. Dadurch ist es schwierig weiter zu kommen. Da Monsieur aber inzwischen recht viel kann, ist das gar nicht so schlimm – und an den meisten Orten, an denen wir uns rumtreiben (Tourigebiete), können einige auch zumindest etwas Englisch – zumindest aber so viel, wie ich amharisch kann ;o) „twohundred Birr – thank you“.. „hulätt mäto birr – amäsäggänalu“.  Nur das mit dem Schreiben ist nicht ganz so einfach. In der Waterfall Lodge stand der Preis unserer Bungalows von 2407,63 Birr unter amount-in-words als „two sauthend for hundred seven birr 63/100 only“. Zwei-südende-für-hundert-sieben-birr-63hundertstel-nur“ ?! … alles klar, oder? ;o)

Ich habe diese knapp vier Seiten am 21.12.2011 geschrieben. Drei Tage vor Weihnachten. Im Barbereich des Resorts hängen sie gerade Lametta auf. Ansonsten ist hier nicht viel Weihnachtsstimmung. Die vermisse ich aber auch gar nicht. Eigentlich ist es genau meine Art von Weihnachten – gar nicht ;) Für den Fall, dass es mich aber doch noch überkommt, habe ich von meiner Schwester (love you!) eine Notfall-mini-Weihnachtskrippe und einen Notfall-mini-Adventskranz bekommen. Die werde ich dann die Tage einfach mal aufstellen. Leider werden wir erst gegen morgen Abend wieder „daheim“ sein, wo ich dann hoffentlich direkt Zeit finden werde, diesen Text online zu stellen. Sozusagen als mein Weihnachtsgeschenk für Euch – wo Ihr ansonsten von meiner Seite aus dieses Jahr komplett leer ausgeht..
Und wenn wir schon beim Thema Päckchen sind. Jemand hatte in den Kommentaren gefragt, ob man mir was schicken könnte. Ja, es geht. Allerdings nur über die Schule, bei der unsere Gastgeberin arbeitet. Entsprechend wäre ich froh, wenn Ihr Euch zusammen tut, falls Ihr mir etwas schicken wollt und ein gemeinsames Päckchen bastelt, damit die Leute in der Schule nicht die Krise bekommen ;).. Es dauert wohl ca 2 Wochen, bis etwas aus Deutschland ankommt (manchmal mehr, manchmal weniger, äthiopisch halt). Da wir mindestens bis Ende Februar immer mal wieder in Addis aufschlagen werden, pressiert es aber auch nicht. Freuen würde ich mich vor allem über Feuerzeuge (die, die man hier bekommt versagen mehr, als dass sie funktionieren und die Reibeflächen der Streichholzschachteln sind nach dreimaligem Gebrauch auch nicht mehr der Rede wert). Schön wären auch Brühwürfel und Zipper Beutel und und und und .. und Bücher – gerne auch als Kindle Version auf einem USB Stick. Wobei ich das selbst noch nicht versucht habe und entsprechend nicht weiss, wie gut das funktioniert. Und vor allem Kleinigkeiten von Euch, die am besten auch noch leicht und praktisch sind. ;) Also.. falls jemand mir etwas schicken mag, bitte per Mail die Adresse erfragen. Aber bedenkt, dass ich nur alle 2 bis 5 bis 20 Tage mal online bin und meine Antworten entsprechend gerne auf sich warten lassen.

 Meine Lieben. Ich beginne gerade die fünfte Seite und denke, dass ich Euch nun langsam mal in Ruhe lassen sollte. Dennoch gäbe es noch so viel zu erzählen. So vieles, das so anders ist und ich fürchte, ich vergesse irgendwann die Hälfte, weil es normal für mich wird.. Aber ich denke die 4 vorherigen Seiten geben Euch für’s erste genügend Stoff und vor allem so langsam mal ein Gefühl dafür, wie es mir hier (er)geht.
Ich möchte mich noch für alle bisherigen Kommentare bedanken – es ist immer schön kurze Grüsse von Euch zu lesen!!!! Versucht nur immer auch das Namensfeld auszufüllen, sonst fällt mir die Zuordnung so schwer ;) Und.. liebe Sebastians.. es gibt so viele von Euch, gebt mir doch bitte Hinweise ;o) Vielleicht habt Ihr ja auch Ideen für Spitznamen, bei denen ich erst ein bisschen überlegen muss, bis mir am Ende aber doch einfällt, wer das geschrieben hat. Siehe zum Beispiel coconut-girl, die mir recht am Anfang mal ein nettes Kommentar hinterlies. Wenn mir nach einigem Grübeln einfällt, wer es war, fühle ich mich durch den Hintergrund wieder mehr mit Euch verbunden (aber nehmt das jetzt nicht als Aufforderung es mir all zu schwer zu machen) ;o)
Alles liebe aus Äthiopien!
Eure Reiseberichterstatterin ;) ANMA  

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Addis die zweite


Donnerstag, mein 4ter Tag in Addis! Deutschland fühlt sich unheimlich weit weg an, einfach, weil hier alles so anders ist. Der Mond liegt schräger. Man erkennt fast nicht, dass er ein Gesicht hat – und wenn man schauen will ob er gerade ein a oder ein altes z schreibt, muss man den Kopf nach links neigen. Fast so, wie wenn man ein ComputerSmiley lesen möchte. Das mit dem a und z ist übrigens eine Eselsbrücke um zu sehen ob er gerade am abnehmen (a) oder zunehmen (z) ist. Allerdings ist das gerade sehr eindeutig. Beim Flug hing er als perfekte runde  Scheibe über den dunklen Welt..
Die Gerüche der Stadt fallen mir inzwischen kaum mehr auf – nur die starken Autoabgase kann man grösstenteils nicht ignorieren. Das macht aber nichts, dafür haben die Äthiopier nämlich eine Sache, die sie unheimlich gut können: CAFE! Der ist hier immer! schwarz. Aber so richtig. Und er schmeckt immer nach Cafe. Und überhaupt. Fantastisch ;)
Seit Dienstag Abend sind Danis Eltern hier. Und seit Mittwoch Mittag bin ich krank. Das endlich-mal-ausruhen und die Höhenluft, sowie ein leichter Sonnenbrand durch zwei Tage Höhensonne ohne eincremen, haben mir den Rest gegeben. Seither schauen sich die drei diverse Hilfsorganisationen ohne meine Begleitung an, während ich daheim sitze, etwas lese, viel schlafe und nun gerade die Zeit nutze um Euch einen neuen Bericht zu schreiben.
Wir wohnen hier übrigens enorm schön. Das denkt man auf dem Weg her allerdings kaum. Hier wohnt arm und reich so nah neben einander, dass schon mal ein paar Ziegen an unserer Tür vorbei getrieben werden. Die könnte man wohl im vorbei gehen auch kaufen - Der Metzger käme dann auch zu einem nach Hause um das Abendessen zu schlachten.  Jedenfalls ist das Haus hier wirklich toll. Mit Tor und Hof und Terrasse mit Korbstühlen und Grün und Hund und winzig-kleiner-süsser-Katze.
Und Guards haben wir, die passen auf. Soweit ich das verstanden habe, bräuchte es sie eigentlich nicht. Sie machen auch nicht arg viel. Aber man macht das hier eben so: Ausländer die Geld haben (alle Ausländer haben Geld) stellen ein paar Leute an – in unserem Fall zwei Guards und eine Putzfrau. Allein dadurch, dass dann Angestellte da sind, wird man in Ruhe gelassen. Immerhin bringt man Geld in Umlauf. Zwischendurch hört man immer wieder so Muezin-Gesänge (schreibt sich das so?). Die Leute hier sind wohl enorm gläubig. Läuft man zum Beispiel an einer Kirche vorbei, sieht man sehr viele, die sich in Richtung der Kirche bekreuzigen und verbeugen. Dani meint das kann einem schon auch mal mit einem Taxifahrer passieren. Je nach dem wie gläubig der ist wird man dann auch wohl unruhig. (Jetzt wurde mir gerade von der Putzfrau Danis und meine Wäsche gebracht.. das erklärt, warum ich meine Socken am Dienstag nicht mehr gefunden habe ^^). An die Gesänge hier habe ich mich allerdings sehr schnell gewöhnt. Sie erinnern mich ein wenig an die Tauben , die im Dach meines Übergangsdomizil täglich gurrten (und sonst was trieben). Nur dass sie netterweise nicht so früh anfangen. ;)
Wir wohnen hier übrigens momentan zu neunt. Davon drei deutsche Lehrer, zwei schweizer Zivis, zwei schweizer Eltern und der Chef der beiden Zivis. Man läuft sich aber relativ wenig über den Weg. Tagsüber ist man ja eigentlich unterwegs (ausser man heisst Anna und bevorzugt es viel zu schlafen). Und Abends sind auch meist nicht alle da. Von Weihnachtsfeiern in der Schule über extern essen gehen, über früh ins Bett.. Früh ins Bett ist auch echt so ein Thema. Man merkt der Luft nicht an, dass sie dünn ist (2.500MüM), aber man ist anscheinend viel müde. Hätte mir Dani das nicht erklärt, hätte ich meine Müdigkeit aber eher auf das endlich-da-sein und endlich-keine-Vorbereitungen-mehr geschoben. A propos Vorbereitungen: Ich habe vergessen Sarah zu sagen, dass das Klopapier jetzt seinen Platz hinter der Dusche hat.. Könnte ihr das mal jemand erzählen? Wahrscheinlich hat sie es schon gesucht und sich dann doch neues gekauft :D … fettes sorry ;o)
Eigentlich ist das krank sein gar nicht so doof. Ich habe hier gemerkt, dass ich mich sehr stark über mein bisheriges Leben definiert habe. Wer ich bin, wohin ich gehöre, .. das hat wohl einen grossen Teil meines Selbstbewusstseins ausgemacht. Und dann steht man plötzlich hier – alles was man kannte ist weit weit weg. Man versteht von der Sprache gerade mal zwei Wörter und jegliches System, das man bisher anwenden konnte funktioniert hier einfach nicht. Da fühlt man sich dann schon ein bisschen verloren. Aber! Ausnahmsweise habe ich mich entschieden das Problem nicht mit grübeln zu lösen, sondern die Zeit das selbst erledigen zu lassen. Danis Eltern sind noch zwei Wochen da, in der Zeit werde ich wohl grösstenteils einfach Mitläufer sein. Was vollkommen in Ordnung ist. Bis dahin verstehe ich dann das Land und die Leute, zumindest von der Art her ein wenig und finde mich entsprechend besser zurecht. Damit wäre dann eine Unsicherheit abgebaut und der Rest kommt wahrscheinlich dann auch von alleine mit der Zeit.
Schon wieder 1.5 Seiten Text. Und doch nichts Wichtiges gesagt. Aber immerhin bekommt Ihr so ein bisschen was von meinen wirren Eindrücken mit und wisst, dass es mir (trotz krank) doch gut geht. ;)
Noch eine kleine Administrative Sache: Mein Handy funktioniert hier leider bisher nicht. Entsprechend kommen bei mir keine SMS an. Ihr könnt mir aber gerne Kommentare auf dem Blog hinterlassen oder mir E-Mails schreiben (erster Buchstabe Vorname-PUNKT-Nachname mit ae@gmx.de).
In diesem Sinne – viele liebe Grüsse aus Addis Ababa und bis in bälde!  

Dienstag, 13. Dezember 2011

gone..


Liebe Leute, die Reisemöhte und ich sind gut angekommen!
Früher als mein Abholservice stehe ich in der Wartehalle des Addiser Flughafens. Nach einer guten Viertelstunde kommen sie dann doch. Ausgestattet mit Lesestoff für zwei Stunden Wartezeit. Entsprechende Verblüffung herrscht, als sie merken, dass ich längst da bin. Sehr ungewöhnlich für äthiopische Verhältnisse.
Die Fahrt ‚nach Hause‘ erscheint meinem europäischen Verkehrsgefühl waghalsig und wirr. Eine Strasse, deren Breite bei uns zwei Spuren ermöglichen würde, hat hier circa 3.5 Spuren. Es scheint fahren zu dürfen, wer zuerst Gas gibt. Autos haben vorrang vor Fussgängern. Manche bremsen dennoch für Zebrastreifen. Kreisel funktionieren aber fast flüssiger als bei uns. Die Hupen hier haben einen angenehmeren Klang, sie erinnern mich ein wenig an das Horn manches Eiswagens auf den ich am Baggersee schwitzend sehnlichst wartete. Sie werden einfach nur viel öfter verwendet.
Feinstaub ist hier auch ein grosses Thema – allerdings nicht in den Gesprächen, sondern nur in der Luft.
Reifen, die bei uns wegen zu geringer Profiltiefe ausgemustert werden, sind hier jene von guter Qualität. Man fährt eben solange es geht. In Autos passen ausserdem so viele Leute, wie es Platz hat – die Anzahl der Sitze ist irrelevant.
Die Stadt riecht anders, als jede, in der ich bisher war. Manchmal wie ein wieder trockener, zuvor regennasser Hund. Manchmal nach abgehangenem rohen Fleisch. Allerdings juckt es mir nie beissend in der Nase, entsprechend sind die Gerüche nicht wirklich unangenehm.  Einfach speziell.
Wer hatte sich kürzlich über die Sparmassnahmen der Clubs und Bars in Bezug auf Toilettenräume beschwert?
Stellt Euch vor Ihr sitzt auf dem WC. Zwischen Toilettensitz und Tür ist nicht genügend Platz für Eure Knie. Die müsst Ihr schon ein wenig links und rechts platzieren. Unbequem ist das nicht unbedingt, man kommt schon damit klar – wenn man es denn mal geschafft hat in die Kabine zu kommen und die Türe zu schliessen..
Der erste Tag vergeht unheimlich schnell. Kaum bin ich da scheint er schon wieder vorbei zu sein. In der Nacht holt mich dann auch der Abschiedsschmerz wieder ein. Aber im Prinzip geht es mir gut.
Spätestens nach dem dritten Bier fühlte ich mich auch aklimatisiert. ;o)

Es ist schon sehr anders hier, aber ich höre momentan mehr schweizerdeutsch als amharisch. Mir geht es gut und ich werde versuchen bald mal mehr erste Eindrücke zu schildern. Erwartet nur nicht zu oft und zu viel von mir. In Gedanken bin ich bei Euch und irgendwann gibt es mehr J

Sonntag, 11. Dezember 2011

Die letzten Stunden

Das gestrige Abschiedsfest war grossartig! Mit Grinsen und Heulen denke ich an die schönen Stunden mit all den unheimlich tollen Leuten! Es war grandios so viele nochmal sehen und umarmen zu können, nochmal Zeit mit Ihnen zu verbringen - stellvertretend auch für all jene, die nicht kommen konnten.
Ich freue mich schon jetzt auf den Moment des wieder-kommens, wieder-sehens, wieder-umarmens. In Gedanken und im Herzen nehme ich Euch alle mit - und wenn das mal nicht reicht, ziehe ich einfach dieses coole Shirt mit Euren guten Wünschen an..

Nochmal: vielen vielen vielen lieben Dank an alle die da waren, die gerne gekommen wären, die kurz vorbei schauer, die eigentlich-wollt-ich-im-Bett-bleiben, ... Es war ein wunderschöner Abend, den ich niemals vergessen werde!

Ausserdem:
Vielen lieben Dank an Sarah für die Beherbergung und alle, die in den letzten Tagen, Wochen, Monaten und Jahren da waren, mit dabei waren, für mich da waren, .. mit denen ich so viele tolle Stunden verbringen durfte, und und und und.. ich denke Ihr könnt Euch denken, was ich meine und sagen will und wofür mir jetzt Zeit und Worte fehlen... Ihr seid jedenfalls grossartig und ich freue mich darüber, dass Ihr mir über den Weg gelaufen seid!!!! :-*

Und nun verabschiede ich mich aus DE/CH - mein Flug geht in wenigen Stunden und ich blicke dem Flusslauf, dem Unbekannten entgegen.. Mit viel Freude in Gesicht, Herz und Geist.
Was kann mir schon passieren - im Zweifelsfall komme ich einfach zurück. Zu Euch.. :)

Nachtrag zu T-4

T-4 und die Vorbereitungen in vollem Gange. Die Zeit rennt und dennoch versteht mein Geist nicht, was da genau auf ihn zu kommt. Realisiert nicht, dass der Abschied näher rückt und die physische Abwesenheit von langer Dauer sein wird.
Oder bilde ich mir das nur ein?
Vielleicht versteht mein Geist sehr wohl, bleibt aber still, um das Herz nicht zu verunsichern. Schliesslich hängt das Herz so sehr an dieser Stadt, an disesn Leuten.
Vielleicht ist dem Geist bewusst, dass das Herz seine Probleme damit hätte zu verstehen, dass diese Menschen, an denen es so hängt, nicht verschwinden. Dass sie gedanklich mitreisen und jederzeit besuchbar sind.
So könnte es sein.
Der Geist, der versteht und doch lieber schweigt, um dem Herz den Raum zu geben sich ordnungsgemäss verabschieden zu können.

Was habe ich doch für einen verständnisvollen Geist!
:)

Montag, 5. Dezember 2011

Muffensausen?!

Bei nur noch 6 Tagen Restzeit wird man doch schon langsam leicht nervös! Aber es hält sich in Grenzen, denn das was da kommen wird, wird sicherlich grösstenteils grossartig. Und mein fast-naives Grundvertrauen in das Leben/die Welt/das Karma/oder wie man es auch nennen möchte, sorgt dafür, dass ich mit gutem Gefühl ins Ungewisse, dem Flusslauf entgegen, blicke.
So langsam bekomme ich auch das Gefühl, dass ich meine Vorbereitungen am Ende doch abgeschlossen haben und den Papierkram erledigt haben werde.
Nun bleibt also nur noch das komische Abschiedsgefühl, dass an mir nagt. In den letzten Wochen habe ich so viele wunderschöne Stunden mit phänomenalen Menschen erleben dürfen, dass das "Schade" in meinem Kopf so langsam fett gedruckt und mehrfach unterstrichen ist - wo es doch zu Anfang noch so klein und nebensächlich am Rande meines Bewusstseins stand.
Aber! Es wäre unsinnig sich zu sehr an diesem Schade aufzuhängen. Ich versuche viel lieber mich jetzt noch so richtig an Euch hier zu erfreuen und mich glücklich zu schätzen, dass ich all diese Stunden erleben darf. Und vielleicht sogar noch viele dazu kommen, wenn am Ende mein neuer Schlüsselanhänger das letzte Wort behalten hat:


Inzwischen habe ich von der äthiopischen Botschaft auch meinen Pass mit Visum wieder bekommen. Entsprechend steht meinem Abflug nichts mehr im Wege. und .. ja! Trotz meinem Positivismus, trotz allem.. ICH HABE MUFFENSAUSEN! ... Wäre ja auch komisch, wenn es nicht so wär. Vor Klausuren war ich auch immer nervös. Auch wenn ich wirklich alles konnte. ;o) Ich lebe damit. Und mache mich ein bisschen über mich selbst lustig. Immerhin.. das wird schon. Und irgendwann hört es von selbst auf. Spätestens wenn aus dem kurz-vor ein schon-passiert wurde..


Ansonsten gibt es kaum etwas zu berichten.
Zum Abschluss heute also nur, für alle, die es noch nicht gesehen haben... Ein Update zu meinen Äusserlichkeiten: